Tarek K.I.Z auf seiner Golem-Tour: Ein lyrisches Beben im FZW
Dortmund Innenstadt. Das FZW ist trotz Karnevalsnachwehen brechend voll und das nur aus einem Grund – Tarek Ebéné.
Tarek Ebéné, besser bekannt als Tarek K.I.Z, ist derzeit in aller Munde. Dabei ist er als Teil der berühmt-berüchtigten Rapcrew KIZ seit 20 Jahren eine der Größen im deutschen Musikbusiness. Mit seinem Debüt-Soloalbum schreibt der lyrisch versierte MC nun alleine Schlagzeilen.
An „Golem“ hat Tarek über Jahre geschraubt. Ende Januar veröffentlichte der Rapper dann seine wohl persönlichsten Werke. Mit ungewohnt ernsten Texten überraschte der Berliner nicht nur treue Fans, sondern auch Kritiker und vermochte dennoch den Spagat zu den typisch ironisch überspitzten Songs in KIZ-Manier wie „Bang, Bang“ oder „Nubischer Prinz“. Wohl kaum jemand liebt das Spiel mit den Grenzen des Humors so wie die Berliner Rapper. Das stellt Tarek auch auf seiner Solo-Tour unter Beweis.
Er ist der Erste der K.I.Z MCs, der diesen Schritt gewagt hat und einen vollen Erfolg landete. Nur eine Woche nach dem Release der zwölf Tracks sprang der „nubische Prinz“ auf Platz 1 der Album-Charts. Doch wer denkt, dass das das Ende von K.I.Z ist, der kann beruhigt sein, denn Tarek lässt mit dem Track „K.I.Z für immer“ keinen Raum für Spekulationen. Auch auf der Bühne in Dortmund lässt er sich zu einer kurzen Liebeserklärung hinreißen.
Kein Thema ist Tabu
Zwar musste Tarek in Dortmund ohne die emotionale Unterstützung seiner Kollegen Maxim und Nico auskommen, allein war er trotzdem nicht. Keke, bereitete die Crowd mit Songs wie „Malibu“ auf den Auftritt von Tarek vor und heizte der Menge an diesem Abend ein. Denn die Wienerin hat es sich zur Aufgabe gemacht zu zeigen, dass Frauen viele Facetten haben und über all diese auch gerappt werden darf. So spricht Keke ebenso unverhohlen über Selbstreflektion, Depressionen und Liebe wie Tarek auf seinen Solo-Tracks. Überraschend unironisch spricht der Rapper fast melancholisch über Depressionen wie in „Ticket hier raus“ oder lässt Versagensängste für einen kurzen Moment wahr werden. So rappt er in „Nach wie vor der Boss“ von Gospel-Rythmen unterlegt: „Das Album ist gefloppt, das war wohl nichts/Keine Goldene, keine Radiohits“. In Dortmund bedankt er sich bei seinen Fans: Für den jahrelangen Support, die Akzeptanz für das doch etwas andere Album und die unglaubliche Stimmung an diesem Abend.
Als wollten ihm seine Fans diesen Dank rechtfertigen hallt es „Go, Tarek“ durch die Location, in der der Rapper ganz ohne martialische Uniform auf der Bühne steht. Ohne seine Kollegen von K.I.Z wirkt die Ikone des Deutschraps zwischen den Songs fehl am Platz. Doch anstelle Phrasen in die Menge zu hauen, stellt der MC lieber unter Beweis, dass er nicht nur studioproduzierte Werke zum Besten geben kann, sondern sein Handwerk auch nach 20 Jahren noch beherrscht. So dropped Tarek immer wieder Lines über Dortmund, seine Fans oder K.I.Z und sorgt auf diese Weise für einmalige Momente.
Ironisch unironisch
Die lyrischen Genies von K.I.Z haben es schon immer verstanden, ihre Messages auf den Punkt zu verpacken, ohne dass der Ohrwurm abhanden geht. Auf seinem Album „Golem“ erklimmt Tarek jedoch eine weitere Ebene. Selbstreflektierend in „Kaputt wie ich“ setzt er sich mit seinen inneren Dämonen auseinander: „Ich bin in schlechter Gesellschaft, wenn ich alleine bin“ oder räumt im Song „Weißer Drache“ mit seinem eigenen Drogenkonsum auf. Immer wieder wechselt die Stimmung im Publikum des FZW. Mal grölen die K.I.Z-Groupies in der ersten Reihe seine Raps mit, mal scheinen die Anwesenden den Schmerz von Tarek Ebéné körperlich zu spüren. Bis das Konzert nicht nur den emotionalen Höhepunkt im allerletzten Song „Frühlingstag“ findet. In diesem verarbeitet der Rapper den Tod seines Vaters auf eindringliche und ungeschönte Art und Weise, sodass es weh tut. Und trotzdem wird auch dieser Track zum Ohrwurm.
Tarek K.I.Z – Liebe
Foto: Gerngross Glowinski