
Marteria & Casper feiern in Hamburg den Regen, die Fans und sich
Dicke Wolken wurden zu lila Wolken, Regen und Schlechtwetterfront wichen einer milden Sommernacht. Casper und Marteria schafften es auch das Konzert in Hamburg zu einer großen Party werden zu lassen. Festivalstimmung pur zwischen Regenponchos, Gummistiefeln und Bier aus Plastikbechern.

Auftakt mit Fatoni
Rund 20.000 Fans ließen sich weder von schlechtem Wetter, noch schlechter Erreichbarkeit der Trabrennbahn abhalten und pilgerten am Freitagabend Richtung Hamburger Nordosten zum Hip-Hop-Gipfel. Empfangen von Nieselregen und mit Matsche an den Sneakern, wippten die ersten Hanseaten zu Fatoni, der – mit viel Selbstironie – die Vorband des Abends spielte und den Regen mit „Alles zieht vorbei“ vertrieb. Fatoni, leicht zu erkennen am schwarzen Signature Schlapphut, ist selbst kein unbekannter in der Szene, was ihm seine Fans, die überall auf dem Gelände zu finden waren, auch lauthals mitteilten. So kam es, dass die Stimmung schon vor dem Auftritt der beiden Deutschrap Idole brodelte. Doch zu kochen begann Sie in dem Moment als „Cas“ und „Mar“ auf die Bühne sprangen.
Gegensätze ergänzen sich perfekt

Die beiden Künstler, die jeder für sich schon den deutschen Hip-Hop-Thron erklommen haben und nun ihre Erfolge zusammen feiern. Denn die beiden Rapper aus Rostock und Lemgo machen nicht nur seit über 10 Jahren Musik, sondern haben bereits alle großen deutschen Musikpreise abgeräumt. Doch vor allem für Marten Laciny (Marteria), der bereits mit 16 Teil einer Hip-Hop-Crew wurde, war lange nicht klar, welche Karriere er anstrebt – ob die eines Models, Fußballprofis oder die des Musikers. Spätestens heute dürfte für alle klar sein: Marteria traf die richtige Wahl. Der Rostocker lebt den Beat, trägt sein Herz auf der Zunge und gibt seine Leidenschaft während Konzerten eins zu eins an das Publikum weiter. Vielleicht auch deshalb entstand ein so enges Band der Freundschaft zwischen Marten und Benjamin.

Benjamin Griffey aka. Casper ist vor allem für die ruhigeren Töne im Deutschrap bekannt. Der Rapper, der bereits 2004 in die Musikszene einstieg, scheint der nachdenklichere der Beiden zu sein, doch davon ist auf der Bühne nur zwischendrin etwas zu merken. Lieder wie „Ascheregen“ holen das Publikum immer wieder in das „Hier und Jetzt“ und überzeugen mit der Kraft von Caspers Stimme, die einen Wiedererkennungswert hat wie keine Zweite.
Unter tosendem Applaus, dröhnten die ersten Bässe von „1982“ aus den Lautsprechern. Die Hymne, die das Motto des Abends vorgibt: Stolz auf sich selbst und die Heimat, aber auch die Dankbarkeit für unglaubliche Freundschaften. Die beiden Künstler bedanken sich bei Hamburg, den Fans und den unglaublichen Erlebnissen, die sie vor allem in den Anfängen ihrer Karrieren mit der wohl bekanntesten Hansestadt der Welt verbinden. Kleine Sessions, Slams und die ersten Konzerte – all das verbindet sie mit dieser Stadt. Auf dieser Tour feiern sie ihre Karrieren und all das was sie erreicht haben.
Pyro, Strobo und viel „Adrenalin“
„Adrenalin“! Schon in den ersten fünf Minuten wird die Stimmung des Abends vorgegeben. Die Menschen springen, gehen mit der Musik und vergessen alles um sich herum. Gerade in diesem Moment gibt es für 20.000 nur „Mittelfinger hoch“, „Bengalische Tiger“ und den „Champion Sound“. Die Songs werden durch ihre Live Band unterstützt, eine gelungene Abwechslung. Zwei rappende Künstler, die nicht nur auf einen DJ zurückgreifen.

Die Bühnenshow ist dynamisch – Projektionen an der großen Videoleinwand. Sternenhimmel und Wüstenlandschaft werden mit Bildern aus der Menge gemischt und auch die auf der Bühne aufgebaute Rampe ermöglich wirklich jedem einen Blick auf die beiden Stars. Sie tigern umher, gehen mit, fordern die Menge auf: „Jump“. Moshpits bilden sich immer wieder zwischen den eng stehenden Zuschauerreihen und entladen sich mit dem Beat.
Monstertruck und Haftbefehl
Zwischenzeitlicher Höhepunkt: „Cas“ und „Mar“ tauchen in der Menge ab und erscheinen auf dem „Monsti“. Dem so bekannten Truck aus dem gemeinsamen Album. Er steht am Rand der Crowd. Kurze Verwunderung. Es ertönt „Haftis“ Kultsong „Ich rolle mit mei´m besten“, dann entlädt sich die Spannung. Der Truck wackelt, die Pyro-Show glüht. Menschen mit strahlenden Gesichtern und knallrotem Kopf tauchen immer wieder in der Menge auf und ab. Songs aus der Jugend der beiden werden als Medley in den Sound der beiden Hip-Hop-Giganten gepackt. An diesem Abend ist egal wo man herkommt, welches Genre man sonst hört oder welchem Beruf man nachgeht. Es zählt nur das Bad in der Menge. Hip-Hop-Mainstream, wie er schöner nicht sein kann.

„Vorstadthölle“ ist Bahrenfeld an diesem Abend nicht, doch den ein oder anderen „Absturz“ begleitet von „Sirenen“ gibt es dennoch, bevor nach „Gratulation“ die Bässe verstummen.
(Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von FOTONI )

