[Live-Bericht] Drangsal im SO36
Mit „Zores“ hat der pfälzische Künstler Drangsal im Mai sein zweites Album herausgebracht. Aktuell ist er damit auf Tour und bespielt Städte quer durch Deutschland. Wir waren in Berlin dabei.
Es ist zehn vor neun, zehn Minuten bevor Drangsal die Bühne betreten wird und der Saal ist bis zur Theke gefüllt. Schon beim Betreten des SO36 wird mir bewusst – das wird ein kuscheliger Abend. Wäre ich mal eher da gewesen. Wer jetzt noch nach vorne möchte, um etwas zu sehen, muss kämpfen. Ich entscheide mich zunächst dagegen und bleibe hinten, doch hier erkenne ich bloß das leuchtende „Z“ – ein Hingucker. Noch größerer Hingucker ist aber Drangsal-Frontmann Max Gruber, der in schwarz-weißem Trainingsanzug die Bühne betritt und direkt die volle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich drängle mich doch ein paar Reihen weiter vor.
Mit „Jedem Das Meine“ läutet der Herxheimer Künstler den Abend ein und beginnt somit mit einem Lied aus seinem aktuellen Album „Zores“. Dass das Publikum damit durchaus vertraut ist, wird schnell klar. Von Beginn an feiern und singen die ersten Reihen mit. Nach hinten flacht diese Stimmung leider ein wenig ab: Je weiter man hinten steht, desto leiser wird der Sound von Drangsal und umso lauter das Gerede der Leute. Noch ein Grund ein paar Reihen nach vorn zu gehen.
Mal klassischen Indie-Sound, mal deutliche New Wave Einflüsse: Mit einer Abwechslung aus alten und neuen Songs – mal deutsch, mal englisch – zaubert Gruber dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm. Nichts davon lässt sich mit irgendetwas anderem aus der aktuellen deutschen Musiklandschaft vergleichen und genau das ist das Erfrischende an Drangsals Auftreten. Auch Grubers unfassbar selbstbewusste und gleichzeitig ehrliche Attitüde sorgt für das gewisse Etwas, das das Publikum in seinen Bann zieht.
Drangsal lässt keinen seiner persönlichen Hits aus. Publikumsliebling scheint „Magst du mich (oder magst du bloß noch dein altes Bild von mir)?“ zu sein, zu dem es kürzlich erst ein neues Musikvideo mit Schauspieler Lars Eidinger gab. Die Menge singt Zeile für Zeile lauthals mit. Auf „ACME“ folgt das vermeintliche Ende des Abends und die Band verlässt die Bühne. Nach einigen Minuten Applaus und Nervenkitzel kommen sie aber wie erwartet zurück und beenden den Abend mit „Turmbau zu Babel“ und „Allan Align“ – die jeweiligen Hits aus den beiden Drangsal-Alben. Die kennt hier natürlich jeder.
Wenn auch die Location mir ein paar Hürden in den Weg gelegt hat – sowohl hör- als auch sehtechnisch – war der Abend ein voller Erfolg. Die Jungs von Drangsal lassen ein begeistertes Publikum zurück, von dem sicherlich einige zum Zusatzkonzert im nächsten Jahr wiederkommen werden. Am 09. März 2019 wird Drangsal im Festsaal Kreuzberg eine weitere Zugabe hinlegen und auch diejenigen Fans bespielen, die dieses Mal keine Karte mehr bekommen haben.
(Foto: Thomas Hauser)