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Drens im Interview über ihr Debütalbum, Coolness und Musik in Dortmund

Die Dortmunder Surfpunk Band Drens veröffentlicht morgen ihr Debütalbum „HOLY DEMON“. Schon ihre Debüt-EP „Pet Peeves“ katapultierte die vier Dortmunder Jungs aus der Nordstadt bis auf den Soundtrack zu „How To Sell Drugs Online (Fast)“. Mit „HOLY DEMON“ zeigt die Band nun noch mehr Facettenreichtum. Unser Redakteur Basti hat sich mit Sänger Fabian getroffen, um über das Album, Coolness und Musik in Dortmund zu quatschen.

 

In ein paar Tagen kommt euer Debutalbum? Aufgeregt?

Ja, voll! Es ist krass, man hat das jetzt monatelang in seiner Bubble gehabt. Vier Songs sind ja schon rausgekommen, aber wenn dann Alles draußen ist, ist das schon was Krasses. Wir freuen uns drauf!

 

Du hast schon gesagt, dass das Album lange in eurer Bubble rumgeschwebt hat. Wie lange habt ihr am Album gearbeitet?

Vor der Pandemie gab es schon die ersten Ideen, das heißt die ersten gab es schon bevor unsere erste EP rauskam. Ziemlich genau vor einem Jahr haben wir es dann aufgenommen über Wochen und Monate in Österreich.

 

Und haben es ein paar Songs, die eigentlich auf das Album sollten dann schon auf die EP geschafft?

Das ist tatsächlich nicht passiert. Die EP war schon so ein geschlossenes Ding und dann war man schon in dem Release Zyklus der EP drin. Wir hören eigentlich nie auf zu schreiben.

 

Wie würdest du das Album in 4 Worten beschreiben?

Auch wenn es immer ein bisschen platt klingt: ehrlich. Es ist energetisch, ausgereifter und trotzdem positiv.

 

Euer Debütalbum heißt „HOLY DEMON“. Welche sind deine persönlichen Holy Demons?

Ein Holy Demon ist auf jeden Fall Trauer gewesen. Ich habe kurz vor der Pandemie meinen Papa verloren und wir konnten uns nie richtig versabschieden und hatten auch nicht das beste Verhältnis. Es gab so viel Ungesagtes zwischen uns. Weil das Alles so scheiße gelaufen ist, hatte ich das Gefühl die Trauer hat sich lange gezogen. Die Trauer, so wie sie sich geäußert hat, wurde irgendwann so groß, dass ich irgendwann an den Punkt kam wo ich mich gefragt habe: Warum soll ich überhaupt noch raus gehen? Es ist ja eh gerade alles scheisse.

Das war mein Dämon, der dann auf eine Art heilig wurde, weil es auch eine universale Ausrede wurde sich auf eine Art selbst zu verleugnen und sich gehen zu lassen; scheisse zu sich und zu Anderen zu sein. Das war für mich die größte Sache, die damit zu tun hatte. Mit allen Folgen, die es mit sich brachte.

Arne und Joel sind auch nicht durch die einfachsten Phasen gegangen für sich. Ich kann jetzt natürlich nicht für sie sprechen, wenn sie gerade nicht hier sind. Deshalb kam aber dieser Name und dieses Konzept hinter her erst. Es hat sich rausgeschildert welche Songs zusammenpassen und dann haben wir gesehen, dass das voll viele Tracks verbindet.

 

 

In eurer aktuellen Single „Honey“ geht es darum, dass es ok ist „Normalo“ zu sein.
Wie gehst du persönlich mit dem Druck um cool sein zu müssen? Verspürst du da überhaupt einen Druck?

Der Druck ist schon immer wieder da. Deswegen kamen wir auch irgendwann zu diesem Punkt, an dem wir gesagt haben „Fuck it, warum macht man sich eigentlich so bescheuert?“. Das ist ja auch sowas Krasses. Jeder von uns hat seine inneren Struggle, seine inneren Dämonen. Das ist etwas was uns alle verbindet. Niemand ist unzerstörbar. Wir alle sind zerbrechlich und das ist auch okey. Es ist auch gesund zu sagen, dass wir zerbrechlich sind. Eigentlich ist es das gesündeste der Welt zu sagen: „Ich bin, wie ich bin“. Was ist auch schon cool? Es wäre doch schön, wenn man sich da noch konsequenter von freimachen könnte. Es ist natürlich einfach, dass jetzt so zu sagen, aber durch Social Media vergleicht man sich immer mit anderen. Es schwingt ja immer mit, dass man sich selbst hinterfragt und denkt: „Oh Gott. Andere haben Dinge, die ich nicht habe. Mach ich eigentlich alles richtig?“

Ich wünschte ich könnte mich noch mehr davon frei machen.

 

Was wäre denn deine persönliche Bedeutung von „cool“?

Ich find’s cool, wenn man es schafft zu seinem Ding zu stehen. Auf eine Art ehrlich zu sein. Wenn man es schafft auszublenden was andere denken und Dinge durchzieht, wie man es für sich aus dem Bauch raus gerade gut findet. Mutig seine Wege zu gehen, die noch nicht ganz eingetreten sind, das finde ich cool.

 

Was rätst du Menschen, die das Gefühl haben nicht cool genug zu sein?

Ich glaube es ist genau das. Versuch auf Das zu schauen, was du schon geschafft hast und was du kannst. Meistens ist es ziemlich viel mehr, als man im ersten Moment denkt. Meistens sieht man die negativen Seiten, aber versuch dich auf das Positive zu fokussieren. Da ist meistens schon viel und etwas worüber man glücklich sein kann und soll. Ich finde cool ist zu sich selber zu stehen und nicht immer nur auf andere zu schauen. Das würde manchmal glaub ich auch für mehr Vielfalt, mehr Farben im Alltag sorgen. Steh zu dir selbst! Die meisten Leute sind eigentlich ziemlich cool.

 

Eure Debüt-EP „Pet Peeves“ war schon ziemlich erfolgreich. Hat euch das Druck genommen im Bezug auf euer Debüt Album oder den Druck größer gemacht?

Es ist Druck entstanden auf jeden Fall. Wir haben einfach angefangen und es war so ein Wildes irgendwie drauflosmachen. Es war uns eigentlich erstmal scheiss egal, was es eigentlich ist, deshalb fanden wir diesen Begriff Surf-Punk, der auf einmal irgendwie im Raum stand ganz praktisch. Er hat uns erlaubt uns weiter zwischen die Stühle zu setzen. Die Leichtigkeit, die du am Anfang hast wenn du dir denkst „Fuck it, wir machen einfach drauf los“, die geht dann schon ein Stück weit verloren. Bei uns war es in erster Linie das Ding, dass man niemanden enttäuschen will. Das kann manchmal hemmend sein, wenn du dich als Band weiter entwickeln möchtest, aber bisher haben wir zum Glück noch nicht gehört, dass wir jemanden enttäuscht haben. Das ist ganz schön, aber Druck war auf jeden Fall da.

 

Wie seid ihr damit umgegangen?

Indem wir uns noch weiter zurückgezogen haben. Wir sind eine Band, die ganz viel miteinander spricht. Das ist meistens ganz heilsam. Man merkt dann halt immer was uns Vieren eigentlich wichtig ist. Dann kommst du an den Punkt wo man merkt, dass man einen inneren Kompass hat. Wenn du dem konsequent zuhörst, wird das schon irgendwie werden. Dann kannst du dich auf das konzentrieren, was du eigentlich willst. Das Krasseste ist ja machnmal die Angst vor dem weißen Blatt. Und das entsteht meistens dadurch, dass du so viele Ängste in dir hast und es bringt dich ja nirgendwo hin. Ich glaube am meisten hätten wir enttäuscht, hätten wir keine neue Platte gemacht. Der Gedanke ist ganz schön.

 

 

Wie passen Surfpunk und Dortmund zusammen?

Wir haben Surfpunk, wenn es dieses Genre so überhaupt gibt, immer so verstanden, dass es mit dem Sport an sich nicht so viel zu tun hat, sondern mit einer Art Haltung. Sich auf eine Art Orte und Leute zu suchen, die deine Ideen teilen. So ein bisschen dieses abenteuerliche Flüchten. Das ist so ein Aspekt davon. Ich finde in Surfpunk steckt dann auch immernoch ein bisschen Outsidertum. Da sind wir wieder bei dieser Cool-Sein Sache. Ich bin halt, wie ich bin und passe manchmal gefühlt nicht so krass in diese Gesellschaft. Im Surfpunk ist meine Nische. Deshalb hatten wir das Gefühl Surfpunk und Dortmund funktionieren auf eine Art doch ganz gut zusammen. Jetzt muss man dazu sagen, dass wir in Zeiten, in denen alles normal war gar nicht mehr so viel in der Stadt waren. Wir waren überall auf Tour. Aber dieses: „Such dir die Orte, die brauchst um glücklich zu sein“ ist das zentrale Ding, was wir in Surfpunk reindeuten.

 

Dortmund ist auf den ersten Blick eine Stadt, die man überhaupt nicht mit Musik verbindet. Würdest du da mitgehen?

Ich glaube musikalisch ist die Stadt wahrscheinlich schon. Was hier oft ein Ding ist, ist das Leute irgendwann einfach weg gehen. Viele gehen nach Berlin, Hamburg oder Köln. Bei uns selber ist das auch immer wieder mal ein Thema, weil da immer viel passiert und ein Stück weit die Branche ist. Ich glaube das ist das Problem von Dortmund. Dass viele einfach weggehen. Ich würde mir schon wünschen, dass Das was da ist mehr wahrgenommen wird und dass die Dinge, die hier organisch wachsen, aus der Stadt selber, von den Leuten selbst… dass man die einfach machen lässt. Ich habe ein bisschen Angst, dass die Stadt in den letzten Jahren diese organisch gewachsenen Ort kaputt gemacht hat. Das ist halt voll schade. Wenn man diese zarten Pflänzchen auf eine gewissen Art unterstützen und nicht zertreten würde, dann wäre hier schon viel mehr entstanden. Dann wäre Dortmund nicht die Stadt, die auf dem Tourplan von Bands steht, wenn Münster oder Köln gerade belegt sind. Es gibt hier schöne Sachen, hier kann man schon was entdecken.

 

Kannst du ein paar Dortmunder Bands empfehlen?

Walking on Rivers, mit denen sind wir verbunden, obwohl wir nicht die gleiche Musik machen. Slow Moon, die kommen eigentlich aus Kiel, sind aber hierher gezogen. Und Daily Thompson. Ich kenne keine andere Band, die Musik macht wie wir, aber in die Drei sollte man safe mal reinhören.

 

Wie hat die Dortmunder Nordstadt euch oder dich geprägt? Die Nordstadt gilt ja als sehr aufgeladener Ort.

Wie viele Mythen es über diesen Ort gibt, das ist krass. *lacht*

Ja, es passt voll gut zu diesem sich Ort suchen, wo du glücklich sein kannst und sich Freiräume erobern. Das passt ganz gut, denn ich habe das Gefühl in der Nordstadt ist es auch oft diese Leben und Leben lassen. Meistens sind die Leute in der Nordstadt ziemlich herzlich. Egal wo du herkommst, egal was du machst oder welche Klamotten du anhast. Es passt ganz gut, dass wir da abhängen, der Ort hat uns schon geprägt. Natürlich kann es manchmal auf eine Art ein düsterer Ort sein, weil da einfach viel Armut ist. Es kann auch manchmal weh tun zu sehen, wie schlecht es anderen Menschen gehen kann. Wir haben unseren Proberaum dort in einem Gebäude gefunden, das fast ganz leer stand. Wir können da machen, was wir möchten. Das schätzen wir sehr. Leute hier aus der Ecke: Gebt der Nordstadt eine faire Chance!

 

Ihr seid auf dem Soundtrack zu „How to sell drugs online (fast)“! Wie ist es dazu gekommen und wie hast sich das für euch angefühlt?

Wir sind tatsächlich gefragt worden, ob wir dabei sein wollen, was uns mega gefreut hat! Wir waren eh schon Fans der Serie. Es hat uns super gefreut, dass wir dann noch in Staffel 3 Folge 1 dabei waren. Der Tag an dem das rauskam war heftig. Wir waren alle woanders im Urlaub und haben uns dann zusammentelefoniert. Wir haben gemerkt, dass einfach von überall auf der Welt voll viel kam. Es gibt jetzt mega viele Videos mit spanischen Untertiteln und wir wurden ein paar Mal aufgefordert nach Mexiko zu kommen!

 

Dein Lieblingssong auf dem Album?

Ich mag „Stealing All The Air“ nach wie vor sehr gerne, weil der noch ein paar neue Facetten reinbringt, aber trotzdem zu Drens andockt. Er sticht zwar raus, aber er fällt nicht raus. Ich mag „Holy Demon“ und „Record Store“, weil sie einfach so ein bisschen brachialer sind. Ansonsten mag ich „No Need To Hide“ sehr gerne, weil ich den Text, den Joel geschrieben hat unglaublich sweet finden und es sweet fnde, wie er den singt.

 

Was ist typisch Drens?

Uns wird immer gesagt, dass wir so viel lächeln auf der Bühne. Ich dachte immer krass, dass das so auffällt, aber scheint dann ja so zu sein und was immer ein Wunsch war und was in Erfüllung geht langsam, ist dass unsere Konzerte krass energetisch sind und dass Leute alles rauslassen können und manchmal ihren Alltag hinter sich lassen können, dabei aber alle super lieb zueinander sind. Das finde ich super schön. Deswegen kann ich es nicht erwarten im September wieder auf Tour zu gehen!

Foto: Leonie Scheufler

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