Arctic Monkeys
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Arctic Monkeys setzen auf „The Car“ ihre Reise zu experimentellem Pop fort

Tragende Streicher, ruhige Klavier-Melodien statt schweren Gitarren-Riffs, eine Fünfzigerjahre-Cocktailbar-Atmosphäre statt schnellen Indie-Songs. Bereits mit der ersten Single There’d Better Be A Mirrorball war klar: die Arctic Monkeys setzen auch auf ihrem siebten Studioalbum, The Car, ihre Entwicklung von geschrammelten Indie-Riffs, über amerikanisch angehauchtem Rock zu experimentellen Lounge-Pop fort. Dass es kein Zurück gibt, dürfte den meisten Fans klar gewesen sein. Bereits auf ihrem letzten Album Tranquility Base Hotel & Casino, hatte Sänger und Songschreiber Alex Turner die Gitarre gegen ein Klavier eingetauscht und war in experimentellere Gefilde eingetaucht.

Arctic Monkeys – There’d Better Be A Mirrorball

„Don’t get emotional, that ain’t like you“, singt er über Streicher, akzentuiertem Klavier und swingendem Schlagzeug zu Beginn des Albums, als wollte er damit die Fans der frühen Arctic Monkey besänftigen. Es ist tatsächlich schwer zu glauben dass die Band, die 2006 zu peitschenden Indie-Gitarren „I bet you look good on the dance floor“ schrie, die gleiche sein soll, die auch auf The Car zu hören ist. Die orchestralen Arrangements erinnern eher an den Soundtrack zum nächste Bond-Film, als an ein Rock-Album. Konventionelle Songstrukturen und eingängige Refrain-Melodien sucht man vergebens. Doch The Car ist mehr, als eine Fortsetzung zu Tranquility Base. Mit Bongos, vielschichtigen Gesangsharmonien und Wah-Wah-Gitarren auf I Ain’t Quite Where I Think I Am und einem düsteren, dröhnenden Bass auf Sculptures of Anything Goes entwickelt die Band ihren Sound weiter. Auch die an einen Western-Film erinnernde, spanische Gitarre auf dem titelgebenden Song The Car überrascht und deutet eine neue Richtung an. Doch die herausstechendste Weiterentwicklung findet sich wohl in Alex Turners Gesang. Mit langatmigen Melodien und einer ungewöhnlich hohen Stimmlage trägt er durch das Album und erinnert dabei an eine Mischung aus John Lennon und Morrissey.

Wem das nach Tranquility Base noch nicht klar war, der weiß spätestens nach The Car: die Arctic Monkeys befinden sich in einer neuen Phase ihrer Karriere, weit weg vom Indie-Rock früherer Tage.

I Ain’t Quite Where I Think I Am (Musikvideo)

Text: Gesa Hagedorn

Foto: Zackery Michael

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