Pressefoto Lùisa
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Lùisa verpackt in „New Woman“ tiefgründige Lyrics in sommerlichen Pop

Sechs Jahre ist es her, dass die Wahl-Hamburgerin Lùisa musikalisch von sich hören lies. Mit „New Woman“ präsentiert die Singer-Songwriterin nun ihr drittes Studioalbum. Es thematisiert die Suche nach der eigenen Identität und dem eigenen Platz im Leben und hinterfragt nebenbei gesellschaftliche Strukturen. So beschäftigt sich der Titelsong „New Woman“ mit Empowerment und Feminismus. Lùisa verarbeitet den inneren Kampf mit sich selbst, aber auch den Kampf in einer Branche, in der man sich als Frau immer noch oft als Fremdkörper fühlt. „Es geht um den Techniker, der sich nicht vorstellen kann, dass ich meine Loops selbst programmiere.“, erklärt Lùisa. Bestärkt haben sie die feministische Bewegung, die in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat.

Lùisa – New Woman (Musikvideo)

Bereits mit „Deep Sea State of Mind“ wird klar, wie autobiografisch das Album wirklich ist. „It’s never been like that/I’ve been chasing my own head, for a long long time“, singt Lùisa im Album-Opener. Dabei versucht sie aber ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen auf eine allgemeingültige Ebene zu transferieren: „Songs sollten letztlich immer auch von den Erfahrungen des Autors losgelöst funktionieren.“ Highlights des Albums sind neben dem hitverdächtigen Titelsong „New Woman“ auch „Come Around“ oder „Burn Out“. Auf dem letzteren schlägt Lùisa deutlich souligere Klänge an und beweist Wandelbarkeit. Auch die wunderschöne Ballade „I Forgive You“ oder der sanfte Schlusssong „To Let You Go” machen das Album zu einem runden Gesamtwerk. „New Woman“ ist der passende Soundtrack zum lang ersehnten Sommer. Sanft, gelungen atmosphärisch und die perfekte Menge an Pop-Beats.

Lùisa – Come Around (Musikvideo)

Relevante Themen zu besprechen und dabei die songwriterischen Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren, hat Lùisa auf „New Woman“ perfektioniert. Weniger Gitarren, dafür aber mitreißende New-Wave-Pop-Arrangements. Damit vollzieht „New Woman“ eine musikalische Entwicklung zu ihrem letzten Album „Never Own“. Jeder Song erzählt von persönlichen Erfahrungen und Auseinandersetzungen. Neben vielen Up-Tempo Stücken driftet „New Woman“ aber an keiner Stelle in allzu starke Popmelancholie ab. Vergangenheitsbewältigung wird verpackt in luftige Produktionen. Zu hören sind aber auch Achzigerjahre-Sounds wie jenen von Michael Jackson. Aber auch Gegenwartsmusik von The War On Drugs, Haim oder Christine & The Queens waren Inspirationen. Im ersten Lockdown nahm Lùisa die elf Songs des Albums mit Produzent Tobias Siebert (Kettcar, Enno Bunger) auf.

Aufgewachsen in einem australischen Mädcheninternat, fern von ihrer Heimat, war Lùisa schon früh auf sich selbst gestellt. Zurück in Deutschland zieht sie bereits mit 17 Jahren zuhause aus. Kurz darauf wählt die Sängerin Hamburg als ihre neue Heimat. Der Trubel der letzten Jahre scheint sich mit dem Album niederzulegen. Viel erlebt, viel zu erzählen ist wieder einmal der Schlüssel zu einem durchweg runden Album. Nach „One Youth Ago“ aus dem Jahr 2012 und „Never Own“ aus 2015 ist „New Woman“ das dritte Studioalbum von Lùisa.

 

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Foto: Nikolai Dobreff