Yungblud live in Berlin: Mit Donnerwetter & Funkenregen
Yungblud gilt längst als einer der Shootingstars der alternativen Szene. Mit gerade einmal 25 Jahren kann er auf drei Alben, Kollaborationen mit Machine Gun Kelly, Demi Lovato, Travis Barker oder auch Willow und vor allem sehr viele Live Shows zurückblicken. Erst im November des vergangenen Jahres spielte er im Hole 44. Knapp ein halbes Jahr später ist das UFO im Velodrom, wenn auch nicht ausverkauft, mit rund viermal so vielen Menschen gefüllt. Deutlich größer, extravaganter und beeindruckender. Das suggeriert schon der Name “The World Tour”.
Anstatt eines klassischen Intros lässt Yungblud ein Gewitter auf der Bühne aufziehen. Mit Blitzen, strömenden Regen und lautem Donner. Eine Inszenierung, die für sich alleine schon beeindruckend ist, bevor der englische Musiker endlich auf die Bühne kommt und den Abend mit dem Titelsong seines Debütalbums “21st Century Liability” beginnt.
Das Bühnenbild ist gleichzeitig simpel und trotzdem beeindruckend. Industrielle Fleischerhaken hängen von der Decke, auf der Bühne stehen neben den Instrumenten auch eine Toilette und ein Waschbecken, die auch für die Show benutzt werden. Zwischen den Songs sitzt Yungblud auf der Toilette, raucht oder liest Zeitung. Ein großes Gesamtbild, das die Atmosphäre der Songs perfekt unterstreicht. Rebellion mit einer Prise Selbstironie.
Yungblud – Tissues (Live)
Von der ersten Sekunde an ist das Energielevel auf 100. Yungblud springt herum, rennt von links nach recht und hält auch bei den ruhigen Songs nicht still. Auch das Publikum lässt sich davon anstecken und macht mit. Alle Songs werden textsicher mitgesungen. Man hat fast schon das Gefühl, dass jeder Track ein Hit für sich ist.
Fankontakt ist an diesem Abend ebenfalls ein konstanter Bestandteil. Neben dem obligatorischen Händeschütteln in den ersten Reihen, darf eine ausgewählte Besucherin, die extra aus Italien angereist ist, auch zwischen zwei Songs wählen. Mit seinen Ansprachen macht er außerdem deutlich, dass seine Konzerte ein Safespace für alle voll mit Diversität und Toleranz sind. Dass dies nicht nur leere Worte sind, wird vom Publikum auf jeden Fall widergespiegelt. Selten sieht man so viele Menschen an einem Ort, die so viele verschiedene Subkulturen repräsentieren und trotzdem eins sind. Sie fühlen sich von Yungbluds Musik verstanden.
Zum Ende holt Yungblud mit dem Machine Gun Kelly Song “I Think I’m OKAY”, bei dem er als Featuregast vertreten ist, noch einmal alle aus der Reserve. Nach ein paar weiteren Songs ist mit “Loner” dann auch Schluss mit diesem explosiven audiovisuellen Konzerterlebnis. Was Yungblud an diesem Abend deutlich bewiesen hat, ist, dass er seinen Platz und Crowd absolut gefunden und verstanden hat. Ein Künstler, den man, so floskelhaft es auch klingt, auf jeden Fall einmal live gesehen haben sollte. Man könnte sonst etwas verpassen.
Foto: Tom Pallant