Live

Discofeeling mit half•alive im Privatclub

Die kalifornische Band half•alive kommt zurzeit ziemlich rum. Neben Shows in Amerika touren sie aktuell auch durch Europa. In Deutschland spielten sie genau eine Show im Privatclub in Berlin. Wir waren dabei!

Auf den Straßen ist es ungewöhnlich ruhig an diesem Montagabend. Läuft man in der Dunkelheit die Skalitzer Straße entlang macht nur das rot-leuchtende „P“ vor dem Eingang auf den Privatclub aufmerksam. Drinnen herrscht eine gemütliche Atmosphäre: Wahlweise mit Bier, Wein oder Club Mate warten die Gäste auf elektronische Indie-Sounds von half•alive. Es ist das einzige Deutschland-Konzert der kalifornischen Newcomer-Band im Rahmen dieser Tour. Nach ihrem Hit „still feel.“ und ihrer aktuellen Single „arrow“ sind die Erwartungen hoch.

Leider lassen die Jungs auf sich warten und erst 20 Minuten nach geplantem Beginn geht es los. Mit Pünktlichkeit punkten die Jungs schonmal nicht – und das auch noch in Deutschland. Zum Glück kann half•alive das aber schnell wieder gut machen. Nach dem DIY-Prinzip laufen zwei junge Männer mit einem selbstgebastelten Banner auf die Bühne und zur Intro-Musik werden darauf künstlerische Animationen gezeigt. Als sie die Bühne wieder verlassen befinden sich dahinter endlich Josh, Brett und J. Tyler von half•alive. Die kleine Bühne ist geschmückt mit zwei Ballettstangen im Hintergrund. Ob das was zu bedeuten hat?
Schon beim ersten Song zeigt Sänger Josh, dass er sich von der kleinen Location nicht beirren lässt: Mutig fordert er das Publikum auf, ihn im Kanon mit einer Gesangsmelodie zu begleiten und es funktioniert. Zum Song „The Fall“ ertönt aus der Menge eine Melodie. Schnell wird klar, dass sich hier im Privatclub nicht nur Leute aus dem Musikbusiness versammelt haben, um die kalifornischen Newcomer zu beäugen, sondern eine Menge echter Fans. Textsicher und tanzfreudig feiern die verhältnismäßig jungen Besucher die Songs, die seit 2017 auf der ersten EP „3“ zu hören sind.

Ballett, Disco-Moves und Robo-Dance

Für das Highlight des Abends sorgt die Band mit einer Überraschung. Die Bannerträger aus dem Intro kommen zurück und entpuppen sich als Ausdruckstänzer, die mal mit und mal ohne Sänger Josh für abgefahrene Tanzeinlagen sorgen. Mit Ballett, Disco-Moves und Robo-Dance bringen sie eine einzigartige Stimmung in den Privatclub und stecken das Publikum auf Anhieb an.
Nach den sechs Songs wird es liedtechnisch knapp für die Band und sie verzaubern den Raum mit ihren eigenen Versionen der Lieder „If I Ain’t Got You“ von Alicia Keys und „Thinking Out Loud“ von Ed Sheeran. Danach verlassen sie schon die Bühne, doch das Publikum jubelt ziemlich selbstsicher. An einer Zugabe zweifelt offensichtlich niemand, immerhin fehlen noch die beiden aktuellsten Lieder der Band. Wie erwartet kommen die Jungs zurück und bevor sie „arrow“ und „still feel“ spielen gibt Sänger Josh sympathisch zu: „sorry but we don’t have more music“. Na, dann wird es aber unbedingt Zeit, dass es bald mehr von half•alive zu hören gibt!
Sicherlich hat das Konzert an einigen Stellen Ecken und Kanten: So könnte der Sound und das Bühnenbild beispielsweise etwas professioneller sein. Doch genau das ist auch das Beeindruckende an diesem Abend. Trotz dieser Mängel schafft half•alive es, in jeder Sekunde zu überzeugen. Im Großen und Ganzen war das Konzert ein Appetizer für das, was noch kommen wird. Schließt man die Augen und stellt sich die Band mit einer umfangreicheren Setlist auf größeren Bühnen vor, kann man nur zu einem Fazit kommen: Das wird großartig!