Young Fathers setzen mit ihrem Album „Heavy Heavy“ neue Pop-Standards
Das schottische Trio Young Fathers ist einer dieser Acts, der musikalisch schwer zu beschreiben ist. Oft liest man Begriffe wie Hip-Hop, Avantgarde-Pop, Soul, Afrobeats und Gospel. Aber auch an Postrock und Noise bedienen sie sich. Nicht selten werden diese Beschreibungen gefolgt von superlativen wie out of this world oder einzigartig. Bereits mit ihrem Debütalbum „Dead“ erlangte die Band aus Edinburgh internationale Aufmerksamkeit und gewann sogar den renommierten Mercury Prize dafür.
Ebenso schwer fällt es ihr neues, viertes Album „Heavy Heavy“ in irgendwelche Schubladen zu stecken. Die oben genannten Genres und Einflüsse ziehen sich nicht nur durch das Album, sondern treffen auch in den einzelnen Songs aufeinander.
Young Fathers – I Saw
Nachdem die Band für die Unterstützung des Israelboykotts der der umstrittenen BDS-Initiative stark kritisiert wurde, hielt sie sich den letzten Jahren stark zurück, was politische Statements betraf. Auch auf dem neuen Album halten sich Young Fathers zurück. Lediglich in „I Saw“ wird die aktuelle politische Lage beschrieben. Unterschwellig wird aber auch die Black Lives Matter-Bewegung im Song „Shoot Me Down“ angesprochen.
Das Album entstand in Eigenregie ohne externe Produzenten im eigenen Heimstudio. Ein Rahmen, der Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole und G. Hastings erlaubte ein Werk ohne Kompromisse zu schaffen. „Heavy Heavy“ ist alles andere als glattpoliert, es ist chaotisch, verwirrend und an vielen Stellen überraschend. Und trotzdem ist es weit entfernt von einer Lofi-Produktion. An keiner Stelle tanzt ein Ton oder Sample aus der Reihe. Die zehn Songs des Albums vermischen sich zu einem enormen Soundkonstrukt, das so viele großartige, neue Sounds zum Entdecken bietet, sobald man sich darauf einlässt. Am Ende liefern uns Young Fathers ein Album mit dem sie ihre Rolle genrefluide Avantgardisten weiter zementieren und weiter ausbauen.
Live 2023
17.02.2023 Köln, Essigfabrik
18.02.2023 Berlin, Astra Kulturhaus
19.02.2023 Hamburg, Mojo
Foto: Jordan Hemingway