Top 3 Alben der Woche
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Top 3 Alben der Woche: Liam Gallagher, Keane & Brittany Howard

Endlich wieder New Music Friday. Das heißt, wir präsentieren euch unsere Lieblingsveröffentlichungen. Diese Woche mit: Liam Gallagher, Keane & Brittany Howard.

Liam Gallagher – Why Me? Why Not

Vor zwei Jahren hat der jüngere der beiden Gallagher Brüder wieder den Schritt in die Musikindustrie gewagt. 2017 hat Liam Gallagher sein Debüt-Soloalbum „As You Were“ veröffentlicht. Heute ist sein zweites Soloalbum „Why Me? Why Not.“ erschienen.

Das neue knüpft an das alte Album an. Liam Gallagher weiß, was seine Fans wollen und gibt ihnen exakt das. Daraus macht er auch keinen Hehl und stillt mit Vergnügen besonders den Hunger nach neuer Musik nostalgischer Oasis-Fans. Vor einem Jahr sagte er in einem Interview mit The Guardian: „I’m here to give people what they want, and if that’s boring, so be it.“

Langweilig ist „Why Me? Why Not.“ keinen Falls. Der Musiker begibt sich stilistisch zwar auf altbekannte Pfade, aber es ist eben auch ein guter Weg. Die Songs sind ein guter Mix aus vorausgehenden und gitarrenlastigen Brit-Pop-Songs und einigen Balladen. Beim Songwriting hat er sich wie schon in Oasis-Zeiten helfen lassen. Damals führte sein Bruder Noel die Feder. Wie auch schon vor zwei Jahren haben die Songwriter Greg Kurstin und Andrew Wyatt bei Liams neuen Songs die Finger im Spiel gehabt. Auch eine Message an seinen Bruder, mit dem er seit Jahren im Streit ist, hat sich Liam Gallagher nicht nehmen lassen. In „One of Us“ singt er: „Hey kid, did you know? Today 16 years ago it was you and I for the last time.“ Schade eigentlicht.

Keane – Cause and Effect

Sieben Jahre liegen zwischen ihrem letzten Album und dem heute veröffentlichten neuen Album „Cause And Effect“ der britischen Band Keane, das sie im Juni bereits ankündigten. Eine Zeit, in der viel passiert, in der sich das Leben verändert. Mit ihrem neuen Album erinnern sie sich an ihr erfolgreiches Debüt, das sogar ganze fünfzehn Jahre zurückliegt. Damals waren sie 19 Jahre alt und feierten Erfolge mit ihrem Album „Hopes and Fears“, das von Trennung erzählen sollte. Genau das machen sie mit „Cause And Effect“ erneut. Erneut veröffentlichen sie ein Album über Trennung, aber nicht, um das gleiche wie damals zu wiederholen, sondern um die Veränderung der Wahrnehmung zu zeigen, wenn man älter wird. „Damals ging es um eine Trennung, bei der ich 19 war. Es ist ein bisschen anders, wenn man älter ist und Kinder hat – deine ganze kleine Welt verschiebt sich auf ihrer Achse“, so Songwriter und Bandmitglieder Tim Rice-Oxley.

In „Cause And Effect“ geht es um das menschliche Scheitern, um Eheprobleme, geprägt von depressiven Phasen und Einsamkeit. Vom Klang her haben Keane sich nicht groß verändert. Die energetischen und riff-lastigen Melodien prägen sich direkt ins Gedächtnis und die klare Stimme von Sänger Tom Chaplin ist die perfekte Begleitung. Während Keane vor ein paar Jahren noch Jungs waren, die mit einer Trennung vor allem Hoffnungen und Ängste in Verbindung gebracht haben, sind es heute Männer, die über Ursache und Wirkung nachdenken, wenn es darum geht, neue Wege einzuschlagen zu müssen. Keane sind mit „Cause And Effect“ sie selbst geblieben und haben sich dennoch weiterentwickelt. Es ist wie eine alte Freundin zu treffen, die man Jahre nicht gesehen hat, die einem aber beim Wiedersehen noch genauso sympathisch und vertraut ist, wie zuvor.

Brittany Howard – Jaime

Irgendwann im Leben kommt der Zeitpunkt, an dem man an die Zukunft denkt und sich fragt, ob man sein Leben genauso weiterführen möchte wie bisher oder ob man nochmal etwas ganz anderes machen will. Genau diese Frage stellte sich Brittany Howard, Frontfrau der erfolgreichen Band Alabama Shakes. Vier Grammy-Auszeichnungen, ein Auftritt im Weißen Haus vor Barack Obama und ein gemeinsamer Auftritt mit Paul McCartney auf dem Lollapalooza Festival. Von außen betrachtet hat Brittany Howard in ihrer musikalischen Karriere bereits mehr erreicht, als man sich vorstellen kann. Trotzdem oder gerade deshalb macht die Sängerin und Gitarristin nun einen ganz neuen Schritt, um noch einmal komplett sie selbst zu sein: Ihr erstes Soloalbum. Genau das ist mit „Jaime“ heute herausgekommen und weiß beim Hören so zu überzeugen, wie man es von der Künstlerin gewohnt ist.

Das Solodebüt von Brittany Howard besteht aus elf Song, bei denen sie sich anderen Sounds gewidmet hat als zuvor – ein Experiment aus R&B, Soul und Rock. Textlich wird sie persönlicher als je zuvor, was sich bereits im Titel des Albums erkennen lässt, der nach ihrer verstorbenen Schwester Jaime benannt ist. Es geht in ihrer ersten eigenen Platte um ihr Coming-Out, um Erfahrungen mit Rassismus, die bereits ihre Kindheit bestimmten. Auch politisch bezieht sie Stellung und kritisiert beispielsweise die Regierung Trumps. Es ist unverkennbar, dass Brittany Howard sich geöffnet hat und vollste Emotionen und Leidenschaft investiert hat. Herausgekommen ist ein Album, das von der ersten Sekunde an bewegt!


Die Top3 Alben der vergangenen Wochen findet ihr hier!