„I was alive on the Hugo Tour“: Loyle Carner in Berlin
Kaum ein Rapper schafft es aktuell die Rapwelt und den Feuilleton gleichzeitig so zu begeistern wie der britische Musiker Loyle Carner. Sein aktuelles, drittes Album „hugo“, in dem er die Beziehung zu seinem Vater verarbeitet, fand durchweg positive und hochpreisende Kritiken. Wenig verwunderlich also, dass das Konzert bereits weit im Vorfeld ausverkauft war. Es ist eines der Events, das sich niemand entgehen lassen möchte und für viele ist es auch der Einstieg in das neue Konzertjahr. Die Schlange vor der Columbiahalle ist immer noch knapp 200 Meter lang, als der Support-Act Kofi Stone bereits die Hälfte seines Sets hinter sich gebracht hat. Auch drinnen überall Menschen und lange Schlangen. Ein Anblick, an den man Post-Covid schon fast nicht mehr gewohnt ist.
Den Abend eröffnet Loyle Carner mit „Hate“, dem Openener seines aktuellen Albums „hugo“. Was folgt ist ein minutenlanger Applaus, fast schon Standing Ovations, was den Musiker sichtlich rührt. Neben alten Hits wie „Damselfly“, „Speed Of Plight“ oder „Loose Ends“, steht vor allem „hugo“ und seine Geschichte im Vordergrund. „I was alive on the hugo tour“ steht auf dem Tour-Merch. Ein Vorbote, dass es sich hier nicht nur um ein Konzert, sondern ein Erlebnis handelt.
Die Ansprachen zwischen den einzelnen Songs führen nicht nur durch den Abend, sondern auch durch das Leben von Loyle Carner. Es geht um seine neue Rolle als Vater, persönliches Wachstum, Selbstreflexion und vor allem die ursprünglich zerrüttete Beziehung zu seinem eigenen Vater. Alles auch zentrale Themen auf „hugo“.
Loyle Carner – Nobody Knows (Ladas Road) Live
Die Geburt seines ersten Kindes half Loyle Carner sich auch seinem eigenen Vater wieder anzunähern. Dabei spielt vor allem das Auto eine zentrale Rolle, denn im Lockdown brachte sein Vater ihm das Autofahren bei. Das Kennzeichen „HGU“ wurde ebenso musikalisch verewigt wie auch „Homerton“, das Krankenhaus, in dem sein Sohn geboren wurde. „Georgetown“ wiederum handelt von der gemeinsamen Reise nach Guyana, dem Heimatland seines Vaters. Ebenfalls erste Themen spricht er auf „Blood On My Nikes“ an, in dem es um sein Aufwachsen in London und die dort herrschende Kriminalität geht.
Den ganzen Abend über zeigt sich Loyle Carner ehrlich und verletzlich. Dadurch schafft er es auch mit über 3000 Anwesenden eine unglaublich intime Atmosphäre zu schaffen. 3000 Menschen, die wie gebannt seiner Musik und seinen Geschichten lauschen. Am Ende steht trotz der schweren Themen, aber vor allem ein Happy End. Nicht nur im Privatleben des Musikers, sondern auch als Fazit des Abends. Loyle Carner beweist, dass er nicht nur ein unglaublich talentierter Texter und Musiker ist, sondern vor allem auch weiß, wie man eine Show zu spielen hat.
Foto: musik3000
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