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Jenseits von Millionen 2022 – Kaffeefahrt ins Jenseits

Was soll ich sagen? Festivals sind und bleiben das Highlight eines jeden Sommers. So war es vor 15 Jahren und so ist es auch heute noch. Viel verändert hat sich nicht: Die Vorfreude steigt jedes Mal schon Wochen vorher ins Unermessliche, die Crew ist seit Jahren die gleiche und sogar die Bands, die man mit 17 gefeiert hat, stehen teilweise noch immer fast jeden Sommer auf der Festivalbühne des Vertrauens. Eins hat sich aber doch verändert: mein Alter. Ich bin mittlerweile über 30. Ein Ende meiner Festivalkarriere ist nicht in Sicht. Trotzdem ändern sich mit dem Alter auch einige Festivalgewohnheiten. Vielleicht sogar sehr viele. Und deswegen ist das Jenseits von Millionen auch das perfekte Festival für mich und meine Freund*innen, wenn wir nach dem Wochenende nicht noch eine Woche Reha(b) dranhängen wollen.

Die Gründe dafür, warum das Jenseits von Millionen fester Bestandteil des Sommers ist, sind einfach: Zuallererst überzeugt das Festival jedes Jahr mit einem perfekt kuratierten Line-up. Dieses Jahr standen neben den Headlinern Die Nerven und Swutscher auch wieder einige aufstrebende Acts auf der Bühne, darunter Philine Sonny, Sharktank, Donkey Kid, Nand und Emerson Snowe. Aber da ist noch mehr. Die Location zum Beispiel. Das Festival findet nämlich auf einer Burg statt. Die zweite Hauptbühne befindet sich in einer Kirche. Sieht man auch nicht alle Tage. Auf dem Weg vom Zeltplatz zu den Bühnen, trifft man Friedländer*innen, die in ihren Gärten sitzen und immer für einen Schnack mit den Festivalbesucher*innen offen sind. They are me, I am them. Hier fühlt man sich wohl. Und ich mich ausnahmsweise nicht, als würde ich den Altersdurchschnitt des Festivals ordentlich nach oben jagen.

Luxus auf dem Campingplatz

Klar, Alter ist auch nur eine Zahl, aber es gibt Zeiten, da muss auch ich auf die Bedürfnisse eines Ü30-Körpers hören. Und deswegen ist auch die Zeltplatz-Situation heute eine andere als in meiner Teenie-Zeit. Ok, let’s face it: manche Leute werden ihre Festivalnächte für immer im Schlafsack auf dem Zeltboden verbringen – ich gehöre dazu. Zum Glück gibt es aber Menschen, die ihren Wert kennen und mit einem Wohnmobil anreisen. Und die ich glücklicherweise zu meiner Crew zählen kann. Was das bedeutet? Keine Getränke am Siedepunkt, keine Musik über die billige Bluetooth Box, die an Tag 2 den Geist aufgibt und keinen Dosenfisch zum Frühstück.

 

Japanische Disko zum Frühstück

Die Tage auf dem Jenseits vergehen entspannt. Aufstehen, unter Gießkannen duschen, ein bisschen mit der Kaffee-Lady quatschen, zurück zum Zeltplatz und den Vormittag damit verbringen, beim Sektfrühstück dem deutsch-japanischen DJ ONONiiONIONION bei funky tunes zuzuhören. Irgendwann geht’s dann zur ersten Band Richtung Burg und von da aus weiter zum nächsten Act ins Haus Gottes. Jesus, so ein Konzert in einer Kirche ist definitiv ein Erlebnis.

 

Müsste ich beim Jenseits von Millionen ein Highlight aussuchen – es wären die Aftershow Partys, die mich straight in die 2000er zurück katapultieren. Die Location – das Vereinsheim vom Friedland – spielt dabei eine tragende Rolle. Neben den besten DJs, die ohne zu zögern meinen Songwunsch erfüllen („Down In The Past“ sollte ohnehin auf keiner Indie-Party fehlen, imho) und Getränken, die ganz nach Dorfstandard 50/50-Mischungen enthalten. So lässt sich bis zum nächsten Morgen durchfeiern.

Durchfeiern & ausschlafen

Durchfeiern ist vor allem auch kein Problem, weil man auf dem Zeltplatz tatsächlich ausschlafen kann. Hier jagt nämlich nicht 24/7 irgendein Ballermann-Hit über den Platz und auch die Kolleg*innen, die ihr Frühstück trichtern, sucht man hier vergeblich. So kann man nach zwei Tagen Festival entspannt seine Sachen in den Mietwagen werfen, den Iced Oatmilk Latte von der Kaffee-Lady genießen und den Weg zurück nach Berlin antreten. Erholter als je zuvor, denkt man sich den – den 50/50-Wodka-Soda-Mischungen geschuldeten – Kater weg.

Das Festival ist natürlich nicht nur für Besucher*innen jenseits der 30. Hier treffen wortwörtlich Generationen aufeinander. Von Kleinkindern, die auf den Schultern der Eltern feiern über Abiturient*innen bis hin zu Dorfältesten trifft man hier wirklich alle vor der Bühne auf der Burg Friedland. So auch mich im nächsten Jahr, dann mit frischen 34 Jahren. Can’t wait, Jenseits von Millionen!

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Tickets für das Jenseits von Millionen 2023 gibt es bereits im Vorverkauf. Alles Infos dazu findet ihr HIER.

Fotos: Nina Martach

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