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[Live-Bericht] Razz vs. Abay: Rivalität oder Versöhnung?

Dass der sozialmediale Streit zwischen den beiden Bands Razz und Abay nur ein PR-Trick gewesen sein kann, beweisen sie auf ihrer gemeinsamen Tour. Insgesamt acht deutsche Städte bespielen sie gemeinsam, über die Hälfte davon haben sie schon mit ihrer Live-Musik bereichert. Auch wir waren dabei, unter anderem im Heimathafen Neukölln.

Bereits die Wahl der Location trifft ins Schwarze. Der historische Saal beeindruckt mit großer Theaterbühne und hübscher Empore. Während letztere leider geschlossen bleibt, füllt sich der Saal nach Einlassbeginn rasch und die Zuschauer warten gespannt auf das, was gleich kommt.

Razz vs. Abay – zwei Bands mit viel Potential, aber ob „The Greatest Tour In History“ hält was es verspricht? Razz ist eine junge Band aus dem Nordwesten Deutschlands. Mit „Nocturnal“ haben sie im letzten Jahr bereits ihr zweites Album veröffentlicht. Dass die Bandmitglieder im Schnitt 22 Jahre alt sind, kann man sich dabei kaum vorstellen. Abay hingegen eine Band, die viele Jahre musikalische Erfahrung prägt. Jeder von ihnen spielt oder spielte bereits in namhaften Bands – darunter Juli und Blackmail. Im Juni haben die Jungs von Abay ihr neues Album „Love and Disortion“.

Foto: Vera Bose

Als „Special Guest“ bzw. Vorband läutet die australische Band Polish Club den Abend ein und lässt das Publikum schon einmal warm werden. Den Altersdurchschnitt festzulegen ist heute Abend schwer, denn das Publikum ist komplett durchmischt. Während in den ersten Reihen überwiegend junge Fans ihre Hüften schwingen, stehen hinten die Konzertgänger mit jahrelanger Erfahrung und Bier in der Hand.

Die Jungs von Abay kommen zwar im Vergleich zu Polish Club um einiges gemäßigter daher, wissen aber, wie man das Publikum abholt und machen ihrem Namen als Co-Headliner damit alle Ehre. Die unverkennbare Stimme des Sängers Aydo Abay verzaubert seine gespannten Zuhörer auf Anhieb. Begeistert lassen sie das Publikum nach 45 Minuten Spielzeit zurück und übergeben die Bühne an ihre „Gegner“ von Razz – ganz friedlich und ohne böses Blut.

Foto: Vera Bose

„The Greatest Tour in History“ ist möglicherweise etwas hoch gegriffen, doch für das Publikum scheint das durchaus zuzutreffen. Razz setzen noch mal einen drauf und die Stimmung könnte kaum besser sein. Bereits beim Intro erfüllt lautes Jubeln den Saal. Beim Opener „Could Sleep“ gehen in der ersten Reihe synchron vier Schilder in die Luft, die zusammen „RAZZ“ ergeben. In kürzester Zeit schafft die junge Band ihr Publikum zum Tanzen zu bringen. Mit euphorischem Indie-Rock und beeindruckender Lichtshow schaffen sie es zu begeistern und spätestens bei ihren Hits “Let It In Let It Out” und “Youth And Enjoyment” sind auch die hinteren Reihen in Bewegung versetzt.

Foto: Vera Bose

Von einem Battle zwischen den beiden Bands spürt man an diesem Abend absolut nichts. Sowohl Razz als auch Abay beweisen, dass sie mit ihrer Musik eine Menge positive Energie auslösen können und machen den sonst so stinknormalen Sonntag tanzbar.

 

(Titelbild: Vera Bose)