Leftovers
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Leftovers liefern uns ein Debüt voller „Krach“ und ohne Kompromisse

Krach – Kurz aber nicht schmerzlos, das beschreibt das Debüt-Album der österreichischen Band Leftovers wahrscheinlich am Besten. Ob damit der Krach um einen herum, der Krach in einem selbst oder selber Krach machen gemeint ist, bleibt offen.

Nach der EP „If I Had a Mood Ring It Would Be Black Fuck You Mum Its Not a Phase“ ist nun endlich das Debüt-Album der vier Wiener erschienen, diesmal auf Deutsch, etwas weniger Nirvana-mäßig aber nach wie vor laut und roh. Irgendwo zwischen schnellem Punk, wie auf den Songs „Tokyo“ oder „Wiener Schule“, und tragenden, an Neunzigerjahre-Grunge angelehnten Rockriffs, wie auf „Blumen“, beklagt Sänger Leonid Themen, die wohl jeden jungen Menschen früher oder später beschäftigen: Liebe und Verlassen werden („Blumen“), sich verloren fühlen („Hiroshima“), Einsamkeit und Isolation („Tokyo“) oder auch ganz allgemein Angst („Angst“). „Kennst du das Gefühl von alleine sein?“ fragt Leonid ganz direkt auf „Tokyo“. Trotz der klassischen Angry-Teenager-Attitüde á la Kurt Cobain sind die Texte dabei keines Wegs klischeehaft, mit Zeilen, wie „Um mich herum zerbricht das Zimmer“ („Hiroshima)“ teilweise sogar poetisch. Die Bezugnahme zu Kafkas Verwandlung, auf dem Song „Käfer“, geben dem ganzen einen fast schon intellektuellen oder avantgardistischen Anstrich.

Leftovers – Gesichter

Obwohl sich alles klar in die Rock-Schiene schieben lässt, ist die Band dabei auf kein konkretes Genre festgelegt. Sehr viel Punk, sehr viel Grunge, ein Hauch von Metal, aber auch ein paar weichere Indie-Gitarre mit viel Hall – zum Beispiel in den Strophen von „Gesichter“, bevor wieder das verzerrte Punkriff hereinbricht. Und zwischen dem Punk-Geschrei finden sich auf Songs, wie „Angst“ oder „Gesichter“, auch durchaus eingängige Refrains mit Ohrwurm-Potential. Leftovers scheinen einfach das zu machen, worauf sie selber Lust haben, ohne Kompromisse, ehrlich und originell. Sie haben keinen Grund und auch kein Interesse daran sich anzubiedern, sondern werfen einem einfach ihren „Krach“ vor die Füße.

 

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Foto: Kasper Hiroshi Langeder