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RAZZ werden erwachsen mit „Everything You Will Ever Need“

 

Razz haben lange auf ihr neues Album hingearbeitet. Seitdem sie sich 2020 nach einer langen Pause mit ihrer Single „1969 – Conrad“ zurückmeldeten, ahnten Fans schon, dass da etwas im Busch ist. Zunächst kam die EP „Might Delete Later“ mit ersten Songs, die es auch teilweise auf das Album schaffen sollten. Jetzt endlich ist es da. Mit „Everything You Will Ever Need“ haben sich Razz endgültig aus ihrer jugendlichen Schale befreit und präsentieren einen ausgereiften, erwachsenen Sound, der einfach Spaß macht.

Bekannt geworden waren die vier Emsländer Jungs mit ihrem Debüt Album „With Your Hands We’ll Conquer“, das 2015 mit seinem frischen Indierock-Sound einen Volltreffer landete. Schnell ging es bergauf, Headliner Touren und große Festivalauftritte folgten. Nach ihrem zweiten Album „Nocturnal“ war dann erst einmal Pause. Die Jungs brauchten Zeit um sich selbst zu finden, heraus zu finden wer sie eigentlich sind und was es bedeutet erwachsen zu werden.

Mit „Everything You Will Ever Need“ haben sie ihren jugendlichen, vorpreschenden Sound ein wenig zurückgenommen. Die Teenage Angst weicht und macht Platz für ruhigere und weichere Sounds. Auch inhaltlich scheinen die Jungs reflektierter. Es geht immernoch viel um Liebe. Es geht aber eben auch viel um die Gesellschaft, Fake News, Spaltung und das Verloren Sein in der Welt. Alles ist etwas runder geworden. Es gibt weniger Ecken und Kanten, trotzdem haben Razz ihren Sound nicht verloren.

 

Kurzfilm zum Album

Neben der musikalischen Weiterentwicklung, haben Razz auch ihre Visuals auf ein neues Level gebracht. Begleitend zu den vorab erschienen Single, erschien ein vierteiliger Kurzfilm, der Stück für Stück bis zum Albumrelease veröffentlicht wurde. Regie geführt hat hier Jen Krause, die den Songs auch auf visueller Ebene Leben eingehaucht hat. Der Film erzählt eine Geschichte vom Erwachsen werden. Vom Scheitern und vom Wiederaufstehen. Er spiegelt den Weg, den die Band selber gegangen ist in den letzte Jahren um dort anzukommen, wo sie jetzt sind. Die Zusammenarbeit mit der Berliner Regisseurin zeigt, dass die Band einen kreativen Kosmos bedient, der weit über die Musik hinaus geht. Auch ihren Merch zum Album, haben sie teilweise selbst gestaltet. Mit viel Liebe zeigten sie auf Social Media, wie sie jedes Shirt von Hand bemalten.

Produziert wurde das Album von Fabian Langer und Dennis Borger, die bereits bei der „Might Delete Later“ EP bewiesen, dass sie genau die Richtigen sind, um dem Razz-Sound einen neuen Glanz zu verleihen. Die Produktion ist vielschichtiger geworden. In diesem Mix findet jeder der 4 Bandmitglieder seinen Platz. Zwanglos und leicht findet hier Alles zusammen und schafft einen Sound, der jeden Winkel des Raums erreicht und erfüllt.

 

Fazit

Mit „Everything You Will Ever Need” schließen Razz mit der Vergangenheit ab und machen sich bereit für neue Gefilde. Voller Selbstreflektion verarbeiten Sie die letzten Jahre, gestehen sich Fehler ein und vergeben sich selbst. Dabei stellen sie einen Sound vor, der spürbar gereift ist. Er distanziert sich vom Alten und schafft Platz für etwas Neues. Es macht Spaß den 4 Jungs aus dem Emsland dabei zuzuschauen, wie sie erwachsen werden. Sie reifen wie ein guter Wein und werden immer besser in dem was sie tun.

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Foto: Nils Lucas