Kytes
Interviews

KYTES über ihr neues Album „To Feel Something At All“, wie sie zum ersten Mal so richtig frei sind und wie das Album eigentlich eine Partymaus ist

Wir haben Timothy und Michael von KYTES im Interview ein paar Wochen vor dem großen Release ihres dritten Studioalbums „To Feel Something At All“ getroffen. KYTES zeichnet sich durch Guten-Laune-Indie aus. Nach ihren Alben „Heads and Tales“ und „Good Luck“ releasen die Münchner ihr neues Album passend zum Sommer. Im November und Dezember diesen Jahres steht die Tour an und mit dem neuen Album lässt sich die Zeit bis dahin gut überbrücken.

Der Release von „To Feel Something At All“ steht kurz bevor! Seid ihr aufgeregt und freut ihr euch? Was steht bei euch noch so in den nächsten Wochen bis zum Release an?

Timothy: Wir freuen uns schon voll! Der Terminplan ist sehr voll. Wir spielen am Release Day auf dem Watt en Schlick Festival. Da freuen wir uns voll drauf. Das wird einfach ein cooler Tag, weil man zum Album Release auch was macht und dann auch noch was, was wir am liebsten mögen: auf Festivals spielen. Die Wochen bis dahin sind schon noch viel Vorbereitung. Nächste Woche ist ein Festival und wir bringen noch ein Song dazwischen raus und versuchen einfach, dass etwas los ist. Zum Album Release machen wir dann ein kleinen Pop-Up Store, wo wir einfach Freunden, Familie und ein paar Fans einladen und vielleicht ein bisschen feiern und eine kleine Akustik Session machen. Wir sind schon voll in der Planung und freuen uns auch einfach darauf, Sachen zu machen.

Kytes – Deep Dive (Musikvideo)

Seit eurem zweiten Studioalbum „Good Luck“ sind 3 Jahre vergangen. Was ist denn in dieser Zeit bei euch passiert, das ausschlaggebend für das neue Album war? Welche Eindrücke und Erfahrungen sind mit eingeflossen?

Timothy: Ich glaube, man kann das ganz gut so in Kapitel sehen. Das neue Album ist einfach ein drittes Kapitel, wo wir zum ersten Mal befreit von allem sind. Also beim ersten Album war es so, dass wir so ziemlich schnell Stress mit unserem damaligen Label hatten und mit irgendwelchen Anwaltsschreiben hin und her zu tun hatten und uns das damit kaputtgemacht wurde. [seit 2018 vertreibt KYTES ihre Musik unter ihrem eigenen Label „Frisbee Records“] Und beim zweiten Album haben wir das ja wirklich zwei Wochen vor Corona Start rausgebracht. Wir hatten mehrere Festivals zu spielen und das konnten wir ja dann auch nicht mehr. Das fühlt sich zum ersten Mal so an, wie wenn wir gut aufgestellt wären: in der Band ist gute Stimmung und wir haben gute Partner. Wir haben nicht Leute, mit denen wir uns irgendwie streiten müssen und es gibt auch keine Pandemie. Hoffen wir es mal in naher Zukunft jedenfalls nicht. Es fühlt sich einfach ziemlich frei und gut an. Das Album spiegelt das auch ziemlich gut wider. Schnelle Songs, die Lust auf irgendwie Party machen und einfach abgehen.

Michael: Wir sind in unserem Inneren frei geblieben. Das meiste in unserer Musik geht einfach um das gute Leben: genieß es, mach dir ne gute Zeit. Hab ne gute Zeit! Da sind wir eigentlich mit KYTES Musik voll mitten drinnen.

Timothy: Genau. Fühl was dabei. Das ist ja auch einfach das Album „To Feel Something At All“. Soll ja auch einfach heißen: auch wenn wir alle in unterschiedlichen Lebenslagen sind, auch wenn wir unterschiedliche Pläne haben für unser Leben, wollen wir vier auf jeden Fall alle das Leben spüren auf unterschiedliche Art und Weise, aber wir wollen auch einfach Sachen machen, die uns bewegen. Wir wollen Musik machen, die wir spüren. Wir vier hören auch alle unterschiedliche Musik, aber ein Nenner ist „hey lass uns was machen, wobei wir was fühlen“. Ich war gestern wieder auf dem Rad, bin fast eine halbe Stunde gefahren und habe Musik gehört, die wir alle mit 15 und 16 gehört haben. Bei mir war es ein Album von Angels und Airwaves. Das ist so eine Band, die nach Blink 182 war. Es war so verrückt, weil ich mich wirklich instantly so gefühlt habe, wie wenn ich 16 wäre und dachte so „man so krass die sounds“. Eigentlich ist das gar nicht so perfekt, zumindest würde ich jetzt das mit den Jungs anders schreiben, aber man fühlt halt was. Wenn wir das mit der Musik irgendwie auch ein Stück weit so hinbekommen und Leute was spüren mit unserer Musik und diese mit einer bestimmten Zeit oder Lebenslagen verbinden, dann haben wir irgendwie alles geschafft.

Michael: Mit einer bestimmten Lebenseinstellung auch.

Habt ihr Lieblingstracks auf dem neuen Album?

Timothy: Das ist, wie wenn man zehn Kinder hat und dann sagt man, man mag drei Kinder lieber als die anderen sieben. Aber ja, von meiner Seite aus schon. Ich habe schon so meine Favourites.

Michael: Jeder hat seine Favourits. Glaube, das lässt sich überhaupt nicht vermeiden. Das ist auch vollkommen in Ordnung.

Timothy: Bei mir sind das unterschiedliche Stimmungen, die ich cool finde. Also ich habe drei Lieblingssongs gerade auf dem Album. Das hat auch schon mal gewechselt. Ich mag am liebsten gerade „Deep Dive“, „A Day and a Half“ und „Up in my Mind“. Das sind meine drei Lieblingssongs.

Michael: Bei mir sind es „Out of Time“, „Deep End“ und auch „A Day and a Half“.


Timothy: Zwei sind direkt ganz unterschiedlich!


Michael: [„A Day and a Half“] hätte ja eigentlich „Club Sandwich“ heißen sollen. [Tommi lacht]

Warum das?

Michael: Weil wir einmal singen, „hey ich hol mir so’n Club Sandwich“ [„Big bite of my club sandwich“]. Ich hätte es jetzt im Nachhinein eigentlich geiler gefunden, wenn er „Club Sandwich“ heißen würde.

Timothy: Der Song ist mehr random und sehr lustig und nicht ernst gemein. Alles ist so ein bisschen ein Joke und „Club Sandwich“ hätte dann ganz gut gepasst, weil „A Day and a Half“ könnte auch was deepes heißen, was es definitiv nicht ist.

KYTES – Out Of Time (Musikvideo)

Das Musikvideo zu „Out of Time“ ist schon raus. Ich mag die rosa Anzüge mit dem dalihaften, dystopischen Landschaftsbild und die Wes-Anderson-Ästhetik sehr. Was hat euch dazu inspiriert?

Timothy: Die Ursprungsidee in „Out of Time“ beschreibt ein Zustand von uns, wo wir gesagt haben, dass wir aus der Zeit gefallen sind, das heißt aber nicht, dass wir keine Zeit mehr haben. Das beschreibt auch bisschen das ganze Album. Das Thema beim Song ist „aus der Zeit gefallen“, so bisschen Zeitreisende, die jetzt im Jahr 2023 Indie-Musik machen, was man seit 14 Jahren nicht mehr so in dem Stil macht. Und dann hatten wir ziemlich schnell die Idee, dass wir das visuell auch so darstellen wollen. Astronauten, die in einem Raum sind, wo es keine Zeit gibt. Auch in dem Musikvideo reisen wir durch irgendwelche Galaxien und die Zeit dreht sich in die falsche Richtung. Die Wes-Anderson-Ästhetik waren Moods, die wir uns rausgesucht haben und die uns voll gut gefallen haben. Die rosa Anzüge und dass alles auch so bisschen pastellig ist. Das ist ja auch so bisschen Wes Anderson. Das gefällt uns persönlich halt voll gut. Das passt auch zum Albumcover voll gut. Da hatten wir aber auch sehr talentierte Menschen, die uns da mitgeholfen haben und Styling gemacht haben. Die ganzen Farben. Das sind jetzt auch nicht alles wir. Wir arbeiten auch gerne mit Menschen zusammen, die gut sind.

Wenn das Album eine Person wäre, was für eine Person wäre sie und was für Charaktereigenschaften würde sie besitzen?

Timothy: Wild.

Michael: Offen, ehrlich.

Timothy: Lustig.

Michael: Aufgeschlossen.

Timothy: Lust auf Party.

Michael: Partytier!

Timothy: Auch vielleicht in Momenten mal ein bisschen tiefgründiger. Gibt schon auf jeden Fall diese tiefgründigen Momente auf dem Album.

Michael: Mit „Up In My Mind“.

Timothy: Ja oder „Help Me“. Da gehts ja auch schon so bisschen drum, dass man Hilfe annehmen kann. Oft sind es ja auch so Kopf vs. Gefühl Situationen, die wir beschrieben haben. Also vielleicht wäre die Person auch ein Overthinker. Also bei mir wäre sie das auf jeden Fall ein bisschen. Was hätte die Person noch so für Eigenschaften? [an Michael]

Michael: Eher ne sehr aufgeschlossene, ehrliche Person.

Timothy: [lacht] Ja, das ist sehr allgemein, vielleicht fällt uns ja noch irgendwas anderes ein. Vielleicht würde sie zu spät kommen, die Person. Immer.

Michael: Sie ist out of time. [beide lachen] Sie wäre schon ne Partymaus. Timothy: Ja das ist gut. Eine Person. Beschreibung. Partymaus!

Ihr spielt ein paar Festivals über den Sommer und dann folgt die Tour im November und Dezember in England, der Schweiz, Österreich und Deutschland. In einem Interview letzten Jahres hattet ihr gesagt, dass ihr darauf achten wollt, dass alle Tracks im neuen Album gut auf ein Liveset passen und ihr auch Lust habt alle live zu performen. Ist euch das gelungen?

Michael: Ja, ich glaube ehrlich gesagt, so gut wie noch nie.

Timothy: Ich würde uns ne 2+ geben, wenn wir in der Schule wären. Also für das Vorhaben. Wir müssen mal noch ein bisschen schauen, wie wir es auf der Tour machen. Dafür, dass wir noch zwei Alben haben, ist es ganz cool, weil ja schon viele alte Songs wegfallen und das war uns schon voll wichtig, dass, wenn wir auf Tour gehen, wir nicht nur so 1-2 neue Songs spielen und der Rest wie immer wegfällt. Mag das auch nicht so gerne, wenn sie das machen. Also klar, wenn du halt Too Fighters bist und schon zehn Alben raus und 100 Millionen Hits hast, dann ist es irgendwie zwangsläufig so, aber auch da, die finden das selber auch schade, weil die auch 12 neue Songs und hätten bestimmt auch Bock 8 davon zu spielen und sie können sie nicht spielen. Gott sei Dank haben wir nicht so viele Hits!

Michael: Gott sei Dank sind wir keine Foo Fighters.

Wie geht es nach dem Release für euch weiter? Mal abgesehen von der Tour, wohin wollt ihr? Gibt es große Ziele, die ihr noch erreichen wollt?

Michael: Noch ein Track zu release, wo ich selber sagen kann, mit dem haben wir es geschafft, musikalisch abzuliefern. Wenn das dann natürlich noch Erfolg hat und der Menschheit auch noch gefällt, dann freu ich mich natürlich end. Wäre jetzt aber nicht mein Prioziel, weil für mich ist das immer nur so das Sahnehäubchen auf der ganzen Nummer, wenn du eine Band machst und die Musik spielst, die dir gefällt und du würdest sie auch so spielen, und dann hören das noch Leute, weil es denen gefällt. Das ist so wow! Das ist das Schöne dran. Ich finde immer, das sollte nicht das Ziel sein zu gefallen beim Musik machen oder egal was für Kunst du machst. Ja, und sonst so was wie Olympiahalle mal spielen oder halt mal ne Englandtour oder aufm Glastonbury so richtig nen schönen Slot.

Timothy: Voll! Und Corona hat uns zum Beispiel auch gezeigt, dass wir teilweise auch schon stolz darauf sein können, was wir schon erreicht haben, dass man nicht immer ganz so getrieben sein muss. Das ging ja vielen Leuten so, dass sie reflektiert haben, während Corona und dann dankbar dafür würde, was man schon alles so erreicht hat und dass man sagen kann so „hey nur weil wir noch in England spielen wollen oder die Songs noch schreiben wollen“ muss man doch ab und zu mal so anhalten und so sagen „hey wir können da auch stolz drauf sein, das hören Leute, deshalb passieren schon voll viele schöne Sachen“. Ja, ich find das verrückt, weil ich persönlich hab mir das früher immer so bisschen anders vorgestellt. Wenn Sachen passieren, dass dann von außen irgendwer so sagt „boah ihr seid das!“, aber man muss das selber in die Hand nehmen. Deshalb hab ich auch vorhin erzählt, dass es wichtig ist, Events mit Freunden, Familie und Fans zu machen, damit man das spürt, weil sonst halt alles sehr digital und bei Spotify mäßig ist und man nur Zahlen hat. Dann so „oh krass so viele Leute haben anscheinend unser Album gehört“, aber das ist halt sehr unpersönlich und nicht greifbar. Wir haben jetzt auch eingeführt, dass wir immer, wenn wir einen Song rausbringen, dass wir, auch wenn wir schon so viele Songs haben, an dem Tag was zusammen machen sind und vielleicht was trinken gehen oder so. Ich glaube, wir sind nicht mehr so getrieben, wie wir es mal mit 20 oder so waren. Man hat schon auch gecheckt, dass wir jetzt auch mittlerweile 30 sind und auch echt ein paar coole Sachen machen dürften, wofür wir voll dankbar sind.

Foto: Max Bublak
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