Das Komeback mit K: Kraftklub auf Kargo-Tour in Münster
Jahrelang haben Kraftklub in ausverkauften Hallen und als Headliner auf Festivals gespielt. Ihre Musik wurde mit Gold und Platin ausgezeichnet. Die Band veröffentlichte mit „Mit K“, „In Schwarz“ und „Keine Nacht Für Niemand“ drei Nummer-eins-Alben in Folge. Nach fünf Jahren Bandpause haben sie nun ihr viertes Studioalbum „Kargo“ released und holten vor kurzem mit ihrer ersten Auskopplung „Ein Song reicht“ die 1live-Krone für „Best Alternative Song“.
Vor dem Kargo-Tour-Auftakt im November sind Kraftklub quer durchs Land gefahren und haben Spontankonzerte gespielt. Nach einem „Release Rave“ am Güterbahnhof ging es durch ganz Deutschland: eine Nürnberger Studi-WG, ein Gleis des Augsburger Bahnhofs, die Bar „Alibi“ in Weingarten – sogar die Reeperbahn wurde für ein Spontankonzert gesperrt.
Mit Dilla zur Photosynthese
Münster, 7. Dezember: Aus dem feinen Nieselregen rein in die schwülwarme und restlos ausverkaufte Halle Münsterland. Über 6.000 Fans warten geduldig auf die Jungs von Kraftklub und ihren Support Dilla. Unterstützt von den Beats ihres DJs bedient Dilla in einer knappen halben Stunde mehr als nur ein Genre. Sie hat bereits im Sommer auf Festivals wie dem Splash und Habitat performt und wechselt mit Leichtigkeit zwischen poppigen Text mit funky Beats und kombiniert Hip-Hop mit Techno-Elementen.
Ihre Texte klingen dabei sorgenlos und selbstbewusst und versetzen die ZuschauerInnen in eine unbeschwerte Stimmung. Bekannte Songs wie „Unter ihrem Dress“, „Partymaus“ oder „Photosynthese“ finden textsichere Fans in den ersten Reihen – Dilla selbst beschreibt ihre Musik als „Underground-Schlagersound mit musikalischen Seitensprüngen und wird als neues Gesicht der deutschen „New Wave“ gehandelt. Mit dem Münsteraner Publikum teilt sie ihr neues Lied „Die Welt geht zugrunde“, der bald Release haben soll. Dilla tourt ab März 2023 in ganz Deutschland und hat auch schon weitere Festivals zugesagt.
Easter Egg zur Umbauzeit
Die sonst eher langweilige Umbaupause zwischen Vor- und Hauptact enthält an diesem Abend bereits einen Gruß von der Band mit K. Wer genau hinhörte wusste: Es war ganz sicher kein Zufall, dass unter anderem Lieder von Kate Nash, Lykke Li, Tame Impala und The Killers zum Umbau des Kraftklub-Bühnenbilds in der Halle gespielt wurden.
Die letzten Töne von Florence an the Machine verklingen, das Hallenlicht verdunkelt sich und das Publikum schenkt der Bühne seine ganze Aufmerksamkeit. Unter lautem Jubeln hebt sich der kubische Bühnenvorhang und gibt die Blicke frei auf Felix, Steffen, Till, Karl und Max in ihren schweren schwarzen Parkern mit weißem K auf den Rücken.
Die Halle strahlt in Kraftklub-Rot und die Band überträgt mit ihrer Stimmung eine Energie, die sich in großen Moshpit-Kreisen vor der Bühne entlädt. 10 Jahren nach dem ersten Albumrelease sind die Jungs aus Karl-Marx-Stadt noch immer durch und durch eine Liveband mit unfassbarer Nähe zu ihren Fans. „Wir verstehen uns als Band, die Musik macht, um sie vor Menschen zu spielen und mit Menschen zu singen“, so Sänger Felix in seiner Ansage bevor „Unsere Fans“ vom Album „in Schwarz“ anklingt.
Die Band wechselt zwischen neuen und alten, lauten und eher leisen Titeln. Treue Fans reichen ihnen Zigaretten, die dankbar angenommen werden, schlagen zum High-Five mit Frontman Felix ein und drehen am Glücksrad auf der Bühne, um den die Wahl des nächsten Stücks zu treffen. Die Glückradnadel zeigt auf ihren den schwarzen Schriftzug „Koversong“ und beschert der Menge eine Coverversion von Icona Pops „I Love It“ gemeinsam performt mit Dilla.
Blaues Licht und Politik
Die Stimmung in der Halle folgt dem Lichtwechsel ins kühle Blau. Mit „Der Zeit bist du egal“ und „Angst“ erklingen ernste Kargo-Titel, die von einer schwebend anmutenden Bühnenperformance von Sänger und Gitarrist Karl untermalt werden. Die Band nutzt die andächtige Stimmung im Publikum für ernste Sätze. Mit den Worten „es ist wichtig klarzumachen, wofür man steht“ formuliert Felix im Namen der Band sein Statement gegen Homophobie, Sexismus und die AfD und erinnert damit an das „Wir sind mehr“ Konzert zum Protest gegen die rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz 2018. Außerdem spricht Brummer seine Sympathie zur Bewegung „letzte Generation“ aus und bietet damit eine charmante Überleitung zu „Randale“ aus den frühen Anfängen der Bandgeschichte
Wo K draufsteht, ist K drin
Trotz immer größer werdender Bühnen bietet sich bei den Jungs von Kraftklub immer eine Gelegenheit für ein spontanes Foto am Wellenbrecher oder eine Mini-Performance zu fünft mitten im Publikum. Die Band schafft es trotz der Menschenmengen in den großen Hallen intime und persönliche Momente zu schaffen und eine Energie an jeden zu übertragen, der gekommen ist, um zu tanzen – und das war spätestens beim letzten Titel „Songs für Liam“ auch auf der entfernten Sitzplatztribühne am anderen Hallenende definitiv der Fall.
„Das war unsere größte Tour jemals. Noch nie waren so viele Leute auf unseren Konzerten“ schreiben Kraftklub auf ihrem Instagram-Account einige Tage nach dem Konzert zum Abschluss der Kargo-Tour. Wer die Band im nächsten Jahr wieder sehen will, kann sich auf ein „Kargo-Openair“ am 24.06.2023 in Köln freuen. Außerdem ist die Band mit K 2023 direkt zweimal in der Berliner Wulheide.
Titelfoto: Philipp Gladsome
Text: Maren Mußenbrock
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