Lyschko Pressefoto
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Düsteres Album zur düsteren Jahreszeit – Solinger Band Lyschko mit Albumdebüt „Brennen“

Im „Nachtzug“, eingeschlafen am Bahnsteig, oder im Bett von Robert Smith – Die Welt der Solinger Band Lyschko ist melancholisch, finster, kalt, aber eben auch am brennen. Nach der EP „Stunde Null“ von 2019 und Support-Shows für Drangsal und Mia Morgan, legen Lina Holzrichter (Gesang), Jonah Holzrichter (Bass) und Lukas Korn (Gitarre) nun mit ihrem Debütalbum „Brennen“ nach – ein düsteres Album, pünktlich zur düsteren Jahreszeit.

Wie schon die EP, bewegt sich auch „Brennen“ irgendwo zwischen New Wave, Post-Punk und Dark Wave, mit Ausbrüchen zum Indie-Rock, wie auf „Abend“ oder Noise-Rock, wie auf „Ohnmacht“. Dabei drängen sich Vergleiche mit Bands wie Die Nerven oder Fontaines D.C. auf. Das Video zur zweiten Single „Fremd“ erinnerte außerdem sehr stark an „Lullaby“ von The Cure. Doch trotz all der Vergleiche hat die Band ihren ganz eigenen Sound. Atmosphärische, teilweise kryptische Texte, dunkle Gitarren mit viel Hall, treibendes Schlagzeug – Lyschko haben ein Schema, mit dem sie jedoch spielen und aus dem sie regelmäßig ausbrechen.

Lyschko – Fremd (Musikvideo)

Dabei singt Sängerin Lina Holzrichter auf ihre ganz eigene, extrem expressive Art, mit einer Stimme, die der kleinen Goth-Schwester von Annette Humpe von Ideal gehören könnte, über das Verlorensein („Nachtzug“), über verwirrte Wut („Hysterie + Abfall“) oder, im Duett mit Drangsal, vom sich überall fremd fühlen („Fremd“). Jugendliches Leiden, aber ohne in Klischees zu tappen und ohne sich festzulegen. Mal herrscht scheinbar aussichtslose Verzweiflung, mal entschlossene Aufbruchstimmung („Zurück (zu dir)“) und am Ende schließt das Album mit dem fast schon apokalyptisch anmutendem „Brennen“. „Nichts, was ich suche, ist dort, wo ich es vermute“, singt Lina Holzrichter über kalte, dunkle Gitarren, die sich so gar nicht nach „Brennen“ anfühlen. Denn Lyschko wissen nicht was richtig ist und wollen auch gar keine endgültigen Aussagen treffen. Ihre Musik handelt von diffusen Gefühlen und dem auf der Suche sein, ohne zu wissen wonach.

Foto: Mia Morgan

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