Bipolar Feminin
Reviews

Bipolar Feminin liefern mit ihrem Debütalbum Rockmusik mit feministischen und sozialkritischen Themen

Erst 2022 brachte die vierköpfige Band Bipolar Feminin mit “Piccolo Family” ihre erste EP raus. Jetzt legen Leni Ulrich (Gesang und Gitarre), Jakob Brechja (Gitarre), Samuel Reisenbichler (Schlagzeug) und Max Ulrich (Bass) mit ihrem Debütalbum “Ein fragiles System”, das über Buback Tonträger erscheint, nach. Darauf liefert die Wiener Band Rockmusik im klassischen Sinne mit feministischen und sozialkritischen Themen, wie sie aktueller nicht sein könnten. Zwischen eingängigen Pop-Melodien und verzerrten Rockgitarren, die an frühe Tocotronic-Alben erinnern, nimmt die Band in ihren Texten kein Blatt vor den Mund. So singt Ulrich in “Am Boden”: “Jetzt kannst du auf alles scheißen / kack in die Ecke, nichts ist widerlich / Lass uns die Wände einreißen”.


Das fragile System aus dem Albumtitel wird schon auf dem Opener “Wie es ist” aufgegriffen: „Das ist ein fragiles System / Nicht auszudenken, hier was zu drehen / Nichts ist austauschbar / Es ist, wie es ist, wie es war.”, und daraufhin im Verlauf des Albums von allen Seiten auseinandergenommen. Teilweise von Innen (“Mami”), teilweise von außen drauf schauend (“Am Boden”). Die Kritik von Bipolar Feminin äußert sich mal wütend (“Tüchtig”), mal resigniert (“Wie es ist”), mal emotional (“Kreis”) und mal mit einem humoristischen Augenzwinkern, in Form einer Hymne an den Tocotronic-Schlagzeuger Arne Zank (“Herr Arne”).

Bipolar Feminin – Tüchtig

Bipolar Feminin finden in ihrer Strukturkritik immer wieder Kniffe und Wendungen, die den feministischen und sozialkritischen Themen einen neuen Twist geben. So zum Beispiel in “Matrose”, in dem Leni Ulrich auf einen Aberglauben aus der Seefahrt anspielt, demzufolge jedes Mal ein Seemann stirbt, wenn sich jemand eine Zigarette an einer Kerze anzündet. Wie schon auf der vorgegangenen EP, gelingt es der Band auf “Ein fragiles System” komplexe Themen in vierminütige Pop-Songs herunter zu brechen ohne dabei oberflächlich zu sein. So zum Beispiel im Song “Mami”, der, laut Leni Ulrich, nicht direkt vom Muttersein handelt sondern eher von Personen (vor allem Frauen), die “mütterliche” Rollen in der Gesellschaft einnehmen und die fehlende Wertschätzung dafür – ein Phänomen, dass sie auch von sich selbst kenne. Denn Bipolar Feminin sehen sich auch als Teil des fragilen Systems, dass sie kritisieren und verpacken ihre Auseinandersetzung damit auf authentische Weise in ihre Musik.

Foto: Apollonia Theresa Bitzan

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