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Interviews

Auf einer exotischen Insel im Ruhrgebiet: Drens im Interview

Denkt man an die Surfszene, denkt man schnell an die Meeresküste und weite Strände, aber wohl seltener an das Ruhrgebiet. Die Surfpunk Band Drens kommt genau daher, genau genommen aus Dortmund, und dennoch verkörpern sie ganz authentisch eine lockerleichte Surfattitüde. Nach der Veröffentlichung vereinzelter Singles, veröffentlichen sie am Freitag ihre Debüt-EP „Pet Peeves“, produziert von Kraftklub-Gitarrist Steffen Israel. Inhaltlich geht es oft um alltägliche Probleme, Sorgen und Sehnsucht, während ihr Surfsound durchweg stimmungserhellend wirkt. Wir haben herausgefunden, wie Surfen, das Ruhrgebiet, positive Vibes und betrübte Themen zusammenpassen.

Diese Woche erscheint mit „Pet Peeves“ eure erste EP. Wie fühlt ihr euch so kurz vor dem Release?

Wir sind tatsächlich schon ziemlich aufgeregt und freuen uns riesig drauf. Es ist gefühlt ewig her, dass wir angefangen haben, an der EP zu arbeiten und es fühlt sich total gut an, dass „Pet Peeves“ jetzt nach all der Zeit und Arbeit erscheint. Unsere Zoom-Releaseparty wird bestimmt feucht fröhlich.

Ihr selbst beschreibt euch als Surfpunk Band, was sich in eurem Soundbild und auch ganz authentisch in eurem Look als Band wiederspiegelt. Woher kommt diese Surfattitüde?

Einmal natürlich durch die Musik die wir hören. Dann sind wir auch noch eher kleine Exoten im Ruhrgebiet mit unserer Musik. Trotzdem kann man sich hier immer im Schatten der „Leben und leben lassen“-Mentalität seine Insel bauen auf der man glücklich und zufrieden ist. Ob das jetzt bei dem einen das Skaten in Industrieruinen ist, oder beim anderen der Proberaum in einer alten Eisengießerei. Diese Suche passt ja auch ganz gut zum Surfen: Immer auf der Suche nach der Welle, die dich glücklich macht. Der Begriff „Surfpunk“ kam dann tatsächlich eher etwas von Außen: Wir hatten am Anfang einfach drauf los gelegt. Irgendwann, als es so mit ersten Konzerten losging, sagte jemand, wir würden ja total danach klingen. Wir fanden den Begriff gut, denn irgendwie beschreibt es halt ganz gut was wir machen.

Drens – All My Friends Got Time (Musikvideo)

Ihr spielt in eurer EP mit Kontrasten – in den Texten geht es oft um alltägliche Probleme und Sorgen, um Sehnsucht nach vergangenen Tagen, während der Sound stets positive Vibes versprüht. Was wollt ihr damit aussagen? Ist das eine versteckte Message?

An sich sind wir alle relativ positiv gestimmte Typen. Jeden von uns begleiten dann aber natürlich Sorgen, so wie alle Menschen. Trotzdem schadet es nicht, den Kopf oben zu halten, wenn es mal düsterer aussieht und die persönlichen Hürden und Sorgen möglichst positiv anzugehen. Dass unsere Musik so klingt, entsteht auch oft dadurch, dass wir gemeinsam daran schreiben und wir das total genießen. So greift man dann eher zum Dur, als zum Moll.

Was müsste passieren, damit Drens einen Song schreibt, der eher traurig klingt?

Wir müssten glücklichere Texte schreiben, hehe 🙂

Welche Musiker*innen und Bands haben euch beim Songwriting beeinflusst? Seid ihr euch in eurem privaten Musikgeschmack einig?

Ja, wir sind uns in vielem ziemlich einig, das war auch der Grund für die Gründung: Wir haben gemerkt, dass wir extrem ähnliche Geschmäcker haben. Wenn dann einer etwas auspackt, was noch keiner kennt, setzen sich dann alle immer damit auseinander. Im Bus, wenn wir auf Tour sind, gibt es da oft einen riesigen Austausch darüber, was man als letztes entdeckt hat und was man daran interessant findet. Beeinflusst wurden wir zuletzt wahrscheinlich viel von King Gizzard & The Lizard Wizard, Jay Reatard, Wavves und sowas. Wir können aber vielen Musikstilen was abgewinnen: Manche von uns diggen sich zum Beispiel auch viel durch Tyler the Creator, Death Grips oder Goldroger.

Ihr habt mit dem Release gerade eine Zeit erwischt, die für Künstler*innen nicht gerade einfach ist. Wie geht ihr mit dem ganzen Corona-Thema um und wie beeinflusst das euch als Band und euren Release?

Was richtig nervt ist, dass man sich gerade nicht wirklich sehen kann. Das geht natürlich gerade allen so. Bei uns fällt das irgendwie so krass auf, da wir die letzten zweieinhalb Jahre super viel Zeit auf einem Haufen verbracht haben. Wenn wir wieder zusammen im Bus sitzen dürfen wird sich bestimmt erstmal niemand darüber beschweren, dass der eine schnarcht, oder der andere zu spät zum Soundcheck aufkreuzt. Unseren Release an sich betrifft es nicht so stark, wir musste zwar die Release-Konzerte verschieben, aber die Singles und die Platte erscheinen so, wie wir uns das vor Corona überlegt hatten.

Ziemlich am Anfang des Kontaktvebots habt ihr euer Musikvideo zu „Saditsfiction“ veröffentlicht, in dem ihr eine ausgiebige To-Do-Liste geschrieben habt. Nun sechs Wochen später die Frage: Wie seid ihr damit vorangekommen? Wie habt ihr die Zeit zuhause für euch als Band genutzt?

Wir haben auf jeden Fall gerade viel Musik schreiben können. Das ist echt ein schöner Nebeneffekt der ganzen Situation gerade und wir konnte auch mal ein wenig rekapitulieren, was wir alles erleben durften in letzter Zeit. Wir sind super glücklich, dass wir so viele Konzerte vor Corona spielen durften und haben dann ein paar von diesen „weißt du noch als…“ Gesprächen gehabt. Ansonsten konnte man natürlich auch den Krempel aufräumen, der sonst immer so liegen bleibt. Wirklich leerer wird die Liste aber auch nicht.

Drens – Saditsfiction (Musikvideo)

 

Denken wir mal ein paar Monate weiter – eure EP ist herausgekommen, wurde selbstverständlich von Kritikern gefeiert und eure Tour ist gespielt. Wie geht es weiter für Drens? Darf man 2021 auf ein Debüt-Album hoffen?

Danke erstmal für die Blumen! Nach der Tour ist vor der Tour, hoffentlich lässt Corona die Welt bald wieder in Ruhe und Konzerte werden wieder möglich sein und bleiben. Also es wäre großartig 2021 wieder viel live zu spielen, da es einfach das Beste ist. Und ja, nach der EP ist wahrscheinlich vor dem Album. Das ist ein ganz großes Ding auf unserer To-Do-Liste. Mal schauen, ob es nächstes Jahr klappt, wir fänden das nice. Mit anderen Bands vielleicht mal was zu machen bleibt auch interessant für uns, mit Van Holzen hatten wir das total genossen. Vielleicht tut sich das ja auch nochmal was.

Foto: Leonie Scheufler

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