Audio88 & Yassin Todesliste Cover
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Audio88 & Yassin rappen von der „Todesliste“ und machen uns wieder ein schlechtes Gewissen

Fünf Jahre ist es her, dass das Duo um Audio88 & Yassin den Klassiker „Halleluja“ gedroppt hat und mit den acht darauf enthaltenen Songs drei ganze Tourneen ausverkaufen konnten. Schon damals legten die mahnenden Prediger den Finger auf die klaffende Wunde und streuten mit lyrischer Raffinesse Salz darüber. Nun erscheint mit „Todesliste“ der neueste Streich des Duos und übertrifft seine Vorgänger. Mehr Salz, mehr Finger in die noch klaffendere Wunde des Nationalstolzes und mehr Krach, der unseren Verstand auf links dreht, damit dieses Land endlich zur Vernunft kommt.

Fünf Jahre sind eine lange Zeit, in der viel passiert ist. Und verdammt nochmal, wieso haben wir nicht einfach auf Audio88 und Yassin gehört, die uns auf „Halleluja“ Regeln für ein friedliches Miteinander auf den Weg gaben. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Die Nazis sitzen wieder im Bundestag, rechte Netzwerke durchziehen unsere Gewaltenteilung, politisch motivierte Attentate werden verübt und in Talkshows wird unsere Verfassung als Wertegemeinschaft, auf die wir uns mal im Konsens geeinigt haben, neu verhandelt. Wir haben „Halleluja“ mit Füßen getreten – selbiges machen die Feuilltonlieblinge jetzt mit uns und spucken uns ihre Verachtung für die Menschheit mit aufreibenden Beats ins Gesicht.

Audio88 & Yassin – Lauf

Deutschraps schlechtes Gewissen bemüht dabei ein Soundkorsett der einflussreichsten und stärksten Produzenten der letzten Jahre. Namen wie Farhot, die Drunken Masters und Bazzazian sind dafür verantwortlich, dass unsere Gehörgänge sich komplett von rechtem Dreck reinwaschen können. Multitalent Valentin Hansen ist für die visuelle Ausgestaltung der „Todesliste“ verantwortlich und sorgt für die nachdrückliche Bebilderung des Kreuzzugs, der jeden fühlen lässt, der nicht hören will. Auch Nura ist mit am Start und verleiht auf „Garten“ ihrer Wut Ausdruck indem sie zusammen mit den beiden Rappern wortgewandt unliebsame Personen in ihrem Garten begräbt.

Liest sich wahrscheinlich wie ein dicker Brocken – ist es auch. Genau das ist es, was das Künstler-Duo zu einem der stärksten und einflussreichsten Größen der politisierten Rap-Szene macht. Im Gegensatz zu weichgespültem Materialismus und Modus-Mio-Mainstream sorgen Audio88 & Yassin dafür, dass wir wieder etwas empfinden – Reue? Angst? Haltlosigkeit? Jedenfalls alles außer Verzweiflung. Denn wer verzweifelt ist in diesen Zeiten, ist nicht weit davon entfernt auf der nächsten Todesliste zu landen.

 

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Foto: „Todesliste“-Albumcover