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Local Natives sind mit neuem Album „Violet Street“ zurück

Drei Jahre haben sie auf sich warten lassen, jetzt sind die Local Natives endlich mit einem neuen Album zurück. „Violet Street“ heißt das gute Stück, welches wieder einmal beweist, dass die fünf Jungs aus Kalifornien ihren Signature-Sound auch definitiv gefunden haben: hoffnungsvoll und energetisch. So klingen die letzten drei Alben und genau so klingt auch „Violet Street“. Das ist gut. Die Local Natives bleiben sich treu und warum sollte man ändern, was perfekt funktioniert?

Ganz ohne ein paar ungewohnte Experimente kommt „Violet Street“ aber dann doch nicht aus. So wurden Songs teilweise mit analogen Aufnahmegeräten aufgenommen, die Tapes daraufhin eigenhändig zerschnitten und zuletzt wieder zusammengeklebt. Im Wesentlichen kehren die Local Natives aber komplett zurück zu ihren Wurzeln. In diesem Fall ist das ihr 2009 erschienenes Debütalbum „Gorilla Manor“, nur deutlich erwachsener und erfahrener. Es ist auch das erste Mal, dass die Band für ein Album keine lange Vorproduktion hatte. „Wir gingen rein und haben die Platte aus dem Nichts gebaut“, so Kelcey Ayer.

Aber was ist eigentlich der Kern dieses wunderbaren Albums? Laut Ayer ist es die Frage „Was hält uns auf Kurs?“. Die Antwort lautet bei allen Bandmitgliedern gleich. Es sind die Verbindungen und Beziehungen, die sie mit anderen Menschen teilen. Menschen, die wichtige Rollen im Leben der Fünf spielen. So geht es im Song „Café Amarillo“ beispielsweise um die Liebe Aylers zu seiner Frau, die für ihn eine sichere Zuflucht in einer Welt voller Chaos darstellt. Und Zuflucht ist auch der lyrische Faden, der sich durch die zehn Tracks auf „Violet Street“ zieht.

Klanglich nimmt die Zuflucht auf diesem Album viele Formen an. „Someday Now“ besticht zum Beispiel mit einer Leichtigkeit aus Slide-Gitarren und Hawaii-Vibes, wohingegen „Shy“ getrieben von dumpfen Trommeln in einen tanzbaren Groove übergeht, der wiederum von einer wild gewordenen Marching Band unterbrochen wird. Diese ohnehin schon breite Klangpalette der Albums wird erweitert durch Soundschnipsel klassischer Avantgardefilme, die auch die melodische Grundlage für die üppigen Gitarren, die irisierenden Harmonien sowie den leicht paranoiden Pop-Gesang der ersten Single „When Am I Gonna Lose You“ waren.

Spätestens beim letzten Song „Tap Dancer“ weiß man, die fünf Jungs haben in den letzten drei Jahren eine Entwicklung zurückgelegt. Nicht nur persönlich und als Band, sondern auch musikalisch. Herausgekommen ist ein Album, welches auf vielen Ebenen neu ist, aber am Ende doch den Namen „Local Natives“ schreit.

Wer jetzt denkt „Halt, Stopp! Neues Album, heißt doch auch neue Tour, oder?“, der hat natürlich komplett recht. Im Herbst kommen die Jungs für zwei Termine nach Deutschland:

03.10.2019 – Berlin, Lido

08.10.2019 – Köln, Luxor

Local Natives – When Am I Gonna Lose You

(Foto: Jonathan Chu)