Like it’s 1969! Temples live im Festsaal Kreuzberg
Erst im September veröffentlichte die englische Band Temples ihr mittlerweile drittes Album „Hot Motion“. Dies nahm das Quartett zum Anlass für drei Termine auch wieder nach Deutschland zu kommen. Wir waren beim Konzert im Festsaal Kreuzberg dabei.
Veränderungen und Neuanfänge
Nachdem viele den Vorgänger „Volcano“ für seinen zu poppigen Sound kritisierten, kehrte das Trio wieder zu dem 60s-Psychodelic-Sound ihres umjubelten Debüts „Sun Structures“ zurück. Allerdings gab es in der jüngsten Vergangenheit nicht nur Veränderungen auf musikalischer Ebene, sondern auch auf personeller. Drummer Sam Toms verließ die Band und wurde durch Rens Ottink ersetzt.
Obwohl sich einst Noel Gallagher und Johnny Marr als Fans outeten und die Temples als beste neue Band im Vereinigten Königreich bezeichneten, läuft die Band hierzulande leider immer noch etwas unter dem Radar. So ist es nicht verwunderlich, dass der Festsaal an diesem Abend nicht ganz ausverkauft ist.
Back to the past
Dass hier und da noch etwas Platz ist, stellt sich aber eher als angehem heraus. So kann man das Konzert und die gitarrenlastigen, psychodelischen Melodien wenigstens ungestört genießen.
Kaum betritt die Band mit „The Howl“ vom aktuellen Album die Bühne, verschwimmen Raum und Zeit ein bisschen. Man vergisst ein bisschen in welchem Jahr man sich eigentlich befindet. Die Band um Frontmann James Bagshaw sieht nicht nur aus, als wäre sie direkt aus den 60er-Jahren entsprungen, ihr psychodelischer Retrosound macht das Gesamtbild perfekt. Nur die ab und zu gezückten Smartphones erinnern daran, dass wir uns doch im Jahr 2019 befinden. Ohne große Worte gehen die vier direkt zu „Certainty“ über, dem ersten von insgesamt nur zwei Liedern ihres zweiten Albums „Volcano“. Dafür spielt die neben den neuen Songs auch einen beachtlichen Anteil ihres Debüts.
Doch nicht nur die alten Lieblinge wie „A Question Isn’t Answered“, „Keep In The Dark“ oder „Colours To Life“ werden gefeiert, auch die neuen Songs kommen überdurchschnittlich gut an. Wer mit der Discographie der Band nicht vertraut ist, kann an diesem Abend nur schwer auszumachen, was denn nun die Klassiker sind.
Witze und hot motions
Auch wenn die Musik der Temples eigentlich eher gemäßigt ist, springen die ersten Reihen trotzdem wild hin und her und sogar einige Headbanger kann man dank der wild umherfliegenden Haare erspähen. Generell ist Frontmann James Bagshaw kein Mann der großen Worte, feuert das Publikum lieber mit Gesten an. Einen kleinen Witz auf Kosten der Leute, die das Konzert lieber aus den Sitzecken des Festsaals beobachten, kann er sich aber doch nicht verkneifen.
Zum Abschluss greift die Band aus den Midlands noch einmal auf ihr Debüt zurück. Abgerundet wird das Set mit „Shelter Song“, bevor sie noch einmal auf die Bühne zurückkehren und eine ausgedehnte Version von „Mesmerise“ spielen. Bei all den Einflüssen der vergangenen Zeiten, schaffen es die Temples aber trotzdem den Anschluss an die moderne nicht zu verpassen. Immer wieder bauen sie moderne Elemente in ihre Musik ein, ohne das Gesamtkonzept zu stören. Wir reihen uns auf jeden Fall in den Fanclub ein, gleich hinter Gallagher und Marr.
Temples – Hot Motion
Foto: Laura Allard Fleischl