New Yorker Indie-Instanz im Festsaal Kreuzberg: Beach Fossils lassen schwere Kost leicht klingen
Die Band aus Brooklyn zeigt sich an diesem Freitagabend in Berlin von ihrer authentischsten Seite, ohne große Enttäuschungen, aber auch ohne große Überraschungen. Nach fast 15 Jahren Bandgeschichte gehört die Band schon längst nicht mehr dem New Yorker Untergrund an. Auf internationalen Bühnen bereits gut etabliert, haben sie für diese Tour ihr neues Studioalbum „Bunny“ im Gepäck. Nach sechs Jahren Albumpause ist dann letztes Jahr im Sommer die von Frontsänger Dustin Payseur selbstproduzierte Platte erschienen.
Bekannt sind Beach Fossils für ihre Symbiose aus nostalgietriefenden Texten und regelkonformen Indie-Rock und Bedroom-Pop. Diese Koexistenz hat sich bis heute und über Jahren hinweg bewährt. Dass nicht nur die Bandmitglieder selbst, sondern auch ihre Fans älter werden, ist auch daran bemerkbar, dass keine krellen Handybildschirme aus der Masse ragen. Ein Verhalten, das für alle Beteiligten im Raum angenehm ist. Es könnte ein nostalgischer Abend für den ein oder anderen älterwerdenden Millennial werden, mit eine Blick auf die Setliste, die auffällig viele alte Songs aufweist. Nur circa die Hälfte der gespielten Lieder sind neue Stücke, hingegen der Rest aus vorherigen Alben besteht. Eine nachvollziehbare Verteilung bei den unzähligen Singles und fünf Studioalben. Da müssen auch mal die alten Banger gespielt werden!
Beach Fossils – Down the Line (Musikvideo)
Solide Indieparty-Stimmung: Ungezwungen und ausgelassen
Hits wie „Down The Line“ aus dem 2017er „Somersault“ Album treiben die Stimmung auf den Höhepunkt, denn die Songs von der neuesten Platte „Bunny“ klingen aneinandergereiht eher monoton. Ein weniger spannender wird es, als Beach Fossils die Tracks rockig-schärfer spielen, sodass das Publikum ein bisschen angefeuert wird. Und trotzdem befindet sich das rund einstündige Konzert an der Schwelle zur Langatmigkeit. Kleine persönliche Momente von Dustin Payseur, der von seiner Schwester im Publikum schwärmt und ihr ein Lied spielt, wirken sehr sympathisch, nahbar und cool. Sowas zieht immer. Die Zugabe zeigt, dass die Band über die Jahre einige Glanzstücke produziert hat. Neben „Down The Line“ spielten sie „Daydream“ aus dem ersten gleichnamigen Album „Beach Fossils“ und „Crashed Out“ aus dem 2013er Album „Clash the Truth“.
Ein Support-Act, der in Erinnerung bleibt
Kein Wunder, dass sich Beach Fossils dafür entschieden hat die US-Solo-Künstlerin Samira Winter, unter Winter bekannt, die gesamte zweite Hälfte ihrer EU- und UK-Tour Support spielen zu lassen. Wenn Winter ihren Shoegaze-Indie-Rock-Sound anstimmt und diesen mit ihrer zarten Stimme ergänzt, eröffnet sich eine neue Welt, besonders für ein klassisches „Gute-Laune“-Indie-Publikum. Obwohl in ihrer Musik zunächst dunklere Nuancen mitschwingen, schafft sie es trotzdem, das Beach Fossils Publikum abzuholen. Früh ist klar: Sie ist die Überraschung des Abend.
Winter – Here I Am Existing (Musikvideo)
Foto: Chrisopher Petrus
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