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Interviews

Nali über „Joga Bonito“, Xaver und Rap als Performance

Nali  flowt wie er dribbelt. Angetrieben vom Ziel des Torerfolgs schmiegt und windet sich seine Stimme zwischen den einzelnen Beatschlägen – mit Übersteiger. Im Gegensatz zu vielen Rappern, die immer nur von dem Geld und dem Ansehen der Fußballspieler rappen, geht es dem jungen Deutsch-Nigerianer um die Schönheit des Spiels – „Joga Bonito“ eben. Deshalb erscheint heute seine gleichnamige EP, die vom Haus- und Hofproduzenten von „BHZ“ MotB produziert wurde. Niklas trifft den Newcomer zum Zoom-Interview – Nali befindet sich währenddessen in Nigeria, um bei der Familie zu sein. Es geht um seine Heimat Berlin und insbesondere Wilmersdorf, es geht um seine Sozialisation und seinen Sound und es geht natürlich um die Liebe zum Spiel.

Niklas: In meiner Wahrnehmung warst du mit deiner Mondwächter EP plötzlich von 0 auf 100 am Start. Woher kam das?

Nali: Ich bin englischer Muttersprachler und habe daher zunächst auch auf Englisch gerappt. Mit 16 ca. habe ich meinen Manager bei einem Newcomer-Panel kennengelernt in Berlin. Dort konnte man als Newcomer seine Musik vor Leuten performen, die schon in der Industrie sind. Die Chimperator, Sony und Juice Leute haben mein Zeug gefeiert aber mir gesagt, dass ich auf Deutsch rappen solle. Mein Vater hat das auch immer schon zu mir gesagt. Ab da war mir klar: Wenn ich diese Sache zu meinem Beruf machen will, dann auf Deutsch. Es hat dann leider etwas gedauert, bis ich gelernt habe, wie man das auf Deutsch macht. Mit meinem Manager habe ich lange Demos gesammelt – das ist auch der Grund, warum ich so plötzlich da war. Wir haben so ein bisschen vergessen anzufangen. Auf der Mondwächter EP sind alle Songs drei bis sechs Jahre alt.

Aber die „Joga Bonito“-EP besteht aus neueren Tracks?

Also „Weltmeister“ ist bspw. 2018 entstanden und „An See“ haben wir Mitte letzten Jahres gemacht. Auf der EP ist aber nichts drauf, was älter ist als drei Jahre.

Du bist Sohn einer nigerianischen Filmemacherin und eines deutschen Film- und Theaterschauspielers. Kunst scheint ja wirklich ein omnipräsentes Thema bei euch Zuhause gewesen sein…

Ich war immer mit Kunst in Kontakt. Ich weiß aber nicht, inwiefern ich mehr damit in Kontakt war als andere. Meine Eltern haben mir Filme und Musik gezeigt so wie bei jedem anderen auch. Ich war mit meinem Dad oft auf dem Set und habe seine Theaterstücke geguckt. Ich habe insgesamt häufig meine Eltern bei ihrer Arbeit begleitet. Meine Eltern haben auch sehr viel Hip-Hop gehört. Mein ganzes Leben seit der Geburt höre ich diesen Sound. Deswegen sind meine Wurzeln auch mehr in diesem 90s-Film.

Auf „Weltmeister“ featurest du deinen Bruder Xaver. Ihr seid sicherlich beide ähnlich sozialisiert und macht beide Mucke. Was hat dich zu der Idee gebracht, dass du auf dem Track gerne deinen Bruder drauf hättest?

Das ist Xavers erster deutscher Part jemals 2018. Mein Bruder ist auch eigentlich englischer Muttersprachler. Wir sind drei Jahre auseinander, ich habe ihn immer überall hin mitgenommen und er hat praktisch alles, was ich gemacht habe, mit mir gemacht. Deshalb macht er das Rap-Ding jetzt auch und das auch sehr gut! Ich glaube bei Geschwistern, die sehr eng sind, läuft es immer ähnlich. Wenn du der Ältere bist, dann musst du alles für dich selber erkunden, während der Jüngere zugucken kann und aus deinen Fehlern lernen kann. Ich glaube Xaver macht das echt gut, er ist ein super schlauer Kerl und checkt voll, was die Szene braucht. Er ist ein richtiger Künstler, er malt richtig und macht Skulpturen – er ist einfach ein richtiger Künstler und versteht Design auf einem komplett anderen Level, so geht er auch das Rappen an. Er designt 16 Bars, wohingegen ich das ein wenig freier mache. Xaver und ich haben jetzt auch das „Butzemann-Label“ gegründet und da kommt noch einiges.

Wie war denn das Aufwachsen für dich in Berlin? Du erzählst immer von deiner Hood in Wilmersdorf, vielleicht kannst du mal ein dein Verhältnis zwischen dir und Berlin beschreiben.

Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen. Erst als ich bei der Nelson Mandela Schule angefangen habe, habe ich mich auch in den Straßen von Berlin aufgehalten. In meinen früheren Jahren haben meine Eltern mich nämlich sehr behütet. Erst als ich dann selbst zu Schule gegangen bin habe ich angefangen mit meinen Homies in Parks zu chillen. Erst als ich 14-15 war haben meine Homies und ich angefangen die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Wenn man selber in Berlin aufwächst ist man nicht so neugierig wie Zugezogene. Ich selbst war bis heute noch nicht überall in Berlin, aber ich empfinde auch nicht wirklich den Drang danach.

Was hat es eigentlich mit deinem EP-Namen „Joga Bonito“ auf sich?

Wenn man das kennt, dann aus einer Nike-Kampagne. Dort waren Ronaldinho, Zlatan Ibrahimovic und Christino Ronaldo abgebildet haben – bei denen sieht das Fußballspielen einfach schön aus. Ich selbst habe 13 Jahre im Verein gespielt und eine Zeit lang in Mitte gewohnt. In der Linienstraße gibt es hinterm Tacheles ein fettes Mural Graffiti, auf dem Roberto Carlos abgebildet ist, wie er jemanden tunnelt. Davon ist auch mein Artwork inspiriert. Eine Zeit lang gab es viele dieser Murals in Berlin von „Fußballgöttern“ – ich glaube, es gibt jetzt sogar eins von Mario Götze am Savignyplatz. Für mich ist Fußball das Gefühl der Zusammenarbeit. Wenn man die richtigen Pässe spielt und die Kombinationen schafft, das sieht einfach nice aus. Das ist für mich in allem wo man „Passion“ reinsteckt – „Joga Bonito“. Doesn’t have to be football, das kann in allem stecken was man performt. Und Fußball ist wie Rap eine Performance.

Fußball ist allgemein ja ein riesen Thema im Rap. Capital Bra hat einen Song der „Neymar“ heißt, um nur mal eins von zahlreichen Beispielen zu benennen. Was meinst du woher das kommt?

Ich glaube Musiker*innen und Fußballer*innen haben eine ähnliche „Experience“, wenn es darum geht ein Star zu sein. Die Fans schauen zu dir hoch, feiern dich und reden untereinander über dich. Sie sind bei deinem Konzert oder im Stadion. Ich glaube Cape fühlt sich in gewisser Weise wie Neymar – sein Flow, wie er dribbelt, wie er gewinnt.

Du bist ja nun mal auch ein Berliner Newcomer, was in den letzten Jahren so die Hochburg für neue Rapartists war und ist, wenn man mal einen Symba oder Pashanim betrachtet. Vielleicht war es sogar fast so etwas wie ein „Trademark“. A la: „Wenn der Junge aus der Berlin ist, dann muss es nice sein.“ Wie siehst du dich denn in diesem ganzen Berliner Umfeld?

Ich fahre etwas mehr diesen Oldschool Film. Als wir mit Hip-Hop angefangen haben, war unser Vorbild Biggy. Wir waren full Boom-Bap unterwegs. Ich habe mit Mucke angefangen mit Kaz, meinem besten Kumpel. Wir haben uns in der siebten oder achten Klasse kennengelernt und seitdem machen wir diese Musik-Sache zusammen. Für mich sind „BHZ“ die Künstler, die die Tür für Newcomer – wie mich – eingetreten haben. Klar waren wir schon vor „BHZ“ am Rappen usw. Aber die haben wirklich gezeigt, wie weit man es treiben kann. Danach ging es dann erst los mit Pashanim. Ich versuche mit meiner Mucke nicht dem Trend zu folgen, auch wenn das grundsätzlich nichts Schlechtes ist. I just don’t really do that.

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Foto: Conrad Bauer