Kraftklub Kargo Pressefoto
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Kraftklub in Superlativen – 1. Kargo Open Air in Köln

Nach fünf Jahren Bandpause veröffentlichten Kraftklub im September 2022 mit „Kargo“ ihr viertes Nr. 1 Album. Im Anschluss reiste die Band auf der „Kargo-Tour“ durch zahlreiche ausverkaufte Konzerthallen. Nun spielen Kraftklub neben zahlreichen Festivals auch exklusiv fünf Kargo Open Air Konzerte. Den Tourauftakt machte am 24. Juni bei bestem Open-Air-Wetter Köln. Das ausverkaufte Konzert am Fühlinger See war mit 18.000 Besucher:innen nach Aussage von Frontman Felix das größte Konzert seit Bestehen der Band.
 
Köln Fühlingen, 16 Uhr: Die Festival-Insel auf dem Fühlinger See füllt sich mit Öffnen der Ticketkontrolle. Trotz angesagter 30 Grad und strahlendem Sonnenschein lassen es sich die treuen Kraftklubfans nicht nehmen, schon Stunden vor Start der angekündigten Supportacts Dilla und Ennio, Plätze im ersten Wellenbrecher zu sichern. Während die Band Backstage in ihren neuen Kraftklub-Merch-Badehosen eine letzte Abkühlung im See findet, füllen sich die Reihen im Rekordtempo.

Sonnenschein und Aperol für Photosynthese mit Dilla

Pünktlich um 18 Uhr startet Support-Act Nummer eins – Sängerin und Produzentin Dilla – den Abend. Anders als auf der Kargo-Tour 2022 steht Dilla an diesem Abend mit Band statt DJ auf der Bühne und fordert das Kölner Publikum mit ihren technoiden Beats und selbstbewussten Refrains zum Tanzen auf. Dieser Einladung wird gefolgt. Dillas Musik trifft auf textsichere Fans, spätestens jetzt schwitzt auch der letzte Gast auf dem Gelände. Immer mal am Aperol nippend, verpackt Dilla in ihrer Setlist Gen-Z-Themen in Form von tanzbaren Mitgröhl-Texten. Auch emotionale Klavierballaden dürfen im Set nicht gehlen. Nach einer knappen Dreiviertelstunde verlässt Dilla schließlich die Bühne und das warmgetanzte Publikum.

Rauchige Stimme und klare Ansagen von ENNIO

Das Bühnenbild wechselt und ENNIO betritt mit Curtain-Frisur und Beyblad-Shirt samt Drummerin und Bassist die Bühne. ENNIO singt von durchzechten Partynächten, dem Gefühl von Freiheit, Rebellion und gescheiterter Liebe. Seine Musik und seine sympathisch raue Stimme ist in der deutschsprachigen Indiewelt schon lange kein Geheimtipp mehr. Der gebürtige Münchner spielt seinen neuesten Song „Rimini“ sowie seinen allerersten „Blaulicht“ und gibt der Menge, die auch hier schon textsichere Fans in den ersten Reihen bietet, einzigartige Livemomente. Kippen, rote Augen und Weißwein – ob mit gefühlvollen Balladen oder Techno-Partyhits, ENNIO verpackt viel Gefühl in seinen Texten, schließt damit nahtlos an die Stimmung, die Dilla vor der Bühne hinterlassen hat, an und verabschiedet sich von einem beeindruckten Publikum.

„Von 17 Uhr Festival-Opener“ zum eigenen 18.000er Kargo Open Air

Die Sonne verschwindet langsam hinter der großen Bühne mit Vorhang in Kraftklubrot. Rund um die Insel haben sich ein paar ticketlose Kraftklubfans auf Schlauchbooten heimlich einen guten Blick auf die Bühne verschafft. Als der Vorhang sich öffnet und die ersten Töne von „In meinem Kopf” ertönen, wird es schlagartig noch enger vor der Bühne und spätestens als Drummer Max einsetzt, versuchen auch die hinteren Reihen nach vorne in den Moshpit zu kommen.

Köln schlägt Berlin – Mehr Kraftklubfans als in der Wuhlheide

Ob Gitarrensolo, Rap oder Gesang – die Band überträgt ihre Energie vom ersten bis zum letzten Song an das Publikum. Trotz 18.000 Zuschauer:innen bleiben sie dabei immer nahbar und persönlich, tauschen für ein paar Songs die große Bühne gegen einen kleinen Kreis mitten im Publikum, erzählen Geschichten von Fans, die sie nie vergessen werden, und erklären stolz, dass die ausverkaufte Open-Air-Location größer als die Parkbühne der Berliner Wuhlheide ist.  
Die Setlist ähnelt dem Kargo-Programm 2022, doch Kraftklub wären nicht Kraftklub, wenn sie nicht ein paar Überraschungen für den Abend dabei hätten: So spielt die Band nach langer Zeit wieder ihren Titel „Liebe zu Dritt”,  diesmal in einer – nach Felix’ Aussage „2023 IDM-Version, die Martin Garrix nicht schlecht staunen lässt”, performt mit Dilla und ENNIO Icona Pops „I don’t care” und lädt eigens für „Kein Gott, kein Staat, nur Du” Featuring-Gast Mia Morgen auf die Bühne ein. 

Auge für Details und Randale für mehr Fortschritt

Die Band wechselt zwischen schnellen und ruhigen, ironischen und ernsten Titeln, die von Frontman Felix mit lustigen und auch emotionalen Anekdoten und Statements anmoderiert werden. So kündigt er den Titel „Randale” mit den Worten „Manchmal braucht es für Fortschritt auch ein klein bisschen Randale.“ an und verschwindet im Rauch der roten Pyrotechnik auf der Bühne. Nach ihrer Zugabe „Songs für Liam” verabschiedet sich die Band zwischen flackernden Bühnenlichtern und schwenkenden Fahnen verabschiedet sich die Sonne und mit ihr die Band, die nach ihrer Zugabe „Songs für Liam” von der Bühne direkt im dunklen See Abkühlung sucht.

Mehr von Kraftklub, ENNIO & Dilla

Kraftklub spielen noch weitere Konzerte in Berlin, Wiesbaden und Dresden. Tickets sind allerdings nur noch für das Kargo Open Air in Dresden am 2. September verfügbar. ENNIO geht ab Oktober auf Tour und ist unter anderem am 4. November 2023 im Carlswerk Victoria in Köln. Dilla ist nach ihrer ersten Headliner-Tour nun im Sommer auf Festival-Tour, unter anderem beim HipHop Open und MS Dockville, zu sehen.

Titelfoto: Philipp Gladsome
Text: Maren Mußenbrock
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