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Jadu live im Lido: Militärische Ästhetik und große Inszenierungen

Im Februar veröffentlichte die Berliner Sängerin Jadu ihr Debütalbum „Nachricht vom Feind“ und ist aktuell auf gleichnamiger Tour. Wir waren in Berlin mit dabei!

Als „Military-Pop“ beschreibt Jadu ihre Musik selbst und hat damit wohl den perfekten Begriff gefunden. Militärische Anspielungen und Metaphern finden sich nicht nur in beinahe allen Stücken ihres Debütalbums, sondern spielen auch eine prominente Rolle in ihrer Live-Show.

Dass Jadu keine normale Bühnenshow abliefern wird, war eigentlich schon von vorne herein klar, denn sie liebt es bekanntlich zu provozieren. Spätestens als der Schauspieler Rune Jürgensen nach dem Intro auf die Bühne kommt und einen emotionalen Monolog zititiert, wird klar, dass der Abend im Lido ein großes Schauspiel wird.

Jadu liebt nicht nur die Provokation, sondern auch sich zu Inszenieren. Ihre Bandmitglieder treten allesamt in schwarzen Uniformen auf, die stark an SS-Kleidung erinnern. Jadu selbst trägt manchmal eine Uniformjacke, mal Trenchcoat oder einen hautengen, ziemlich sexy Lederanzug.

Den Abend eröffnet sie mit „Feldzug Berlin“. „Ich hab‘ Ausdauer, kann tagelang marschieren, Rostocks Hauptmann ist mein erster Offizier“, heißt es in dem Lied. Mit Rockstocks Hauptmann ist natürlich Jadus Ehemann Marten Laciny alias Marteria gemeint, der an dem Abend auch die meiste Zeit in der ersten Reihe steht und Jadu lauthals anfeuert und Feuerzeuge schwingt. Marteria ist an diesem Abend aber nicht der einzige prominente Konzertbesucher. Auch Campino, für den Jadu bereits getextet hat, und Till Lindemann sind gekommen.

Jadus Debütalbum wurde im Vorfeld von vielen Journalisten sehr kritisch betrachtet. „Nachricht vom Feind“ soll eigentlich ein gesellschaftskritisches Album sein. Allerdings warfen ihr Einige vor, diese Kritik nicht konsequent zu äußern und den Krieg und Nazi-Memorabilia zu glorifizieren. Während des Konzerts wird allerdings schnell klar, dass es sich nur um eine gezielte Provokation, eine waschechte Inszenierung handelt. Alleine schon deswegen, da das Bühnenbild wie eine Theaterkulisse aufgebaut ist und Rune Jürgensen die ganze Zeit als Statist im Hintergrund mitwirkt. Im Finalen Akt, bei „Sirenen & Wagner“ (einem Lied aus der Sicht von Eva Braun) wird er schließlich von Jadu erschossen.

Abschließend lässt sich sagen, dass Jadu genau das geboten hat, was alle von ihr erwartet haben.  Sie bliebt ihrem Image treu und spielt gekonnt und souverän ihre Rolle auf der Bühne. Dies ist vor allem umso beindruckender, wenn man bedenkt, dass dieses Konzert erst Jadus dritter Live-Auftritt überhaupt war.

 

(Foto: Chris Schwarz)