The Last Dinner Party Livebericht
Live

Gemeinsamer Rausch: The Last Dinner Party in der Uber Eats Music Hall in Berlin

Sechs breite Säulen strecken die Bühne in die Höhe, lila-blaues Licht fällt auf die hängenden, dicken Vorhänge herab, der Dreiviertelmond ist blau erleuchtet. Euphorische, nervöse Schreie hallen durch die ausverkaufte Uber Eats Music Hall. Erleichterung liegt in der Luft. Viele Fans mussten in den Wochen bangen: The Last Dinner Party hatte Ende Oktober in einem Instagram-Post nach ihrer Irland- und UK-Tour bekanntgegeben, fünf Konzerte ihrer Europa-Tour aufgrund emotionaler, mentaler und körperlicher Erschöpfung absagen zu müssen. Die Enttäuschung war groß. Doch an diesem Abend in Berlin tritt die fünfköpfige Band geschlossen auf, als starke Einheit, unverwundbar, energetisch und ohne Anzeichen von wochenlanger Erschöpfung.

Ein Blasorchester setzt ein. „Prelude to Ecstasy“ läuft auf Tape. Die fünf Bandmitglieder – Abigail Morris (Gesang), Emily Roberts (Gitarre, Flöte, Mandoline), Lizzie Mayland (Gitarre), Georgia Davies (Bass) und Aurora Nishevci (Keyboard) – betreten die große Bühne. Gefolgt von einem Drummer, reihen sich die Musikerinnen am vorderen Bühnenrand nebeneinander auf und bleiben den ganzen Abend über Seite an Seite, während der Drummer auf einer erhöhten Ebene hinter ihnen spielt.

The Last Dinner Party – Burn Alive

Mit „Burn Alive“ eröffnen sie das Konzert. Der Song steigert sich langsam, bauscht sich auf und setzt den Ton für den Abend: harmonisch, tragisch und verspielt. Viele Fans haben sich im goth-viktorianischen Stil der Band verkleidet: lange, pompöse Spitzenkleider, enge Korsett-Oberteile und auffälliger Schmuck. Rote Rosen ragen aus dem Publikum. Es folgt „Caesar on a TV Screen“. Die Menge wird lockerer, tanzt. Als Abigail Morris in den Publikumsraum hinuntersteigt, kehrt sie wenig später mit zwei Blumenkränzen zurück, die sie ihren Bandkolleginnen aufsetzt. Dann covern sie „Call Me“ von Blondie, dankbar wird der bekannten Refrain mit gesungen. Die Band überrascht mit einem unveröffentlichten Song names „Big Dog“, humorvoll und schlicht wird dieser von Morris als ein Lied über einen großen Hunde angekündigt.

„My Lady of Mercy“ und „Mirror“ bilden zusammen den Höhepunkt. Die Zuspitzung war erwartet worden, das Publikum längst aufgeheizt. Mit den letzten Tönen kommt es endlich zur Katharsis. Die Fans springen hin und her, versuchen den Gitarren und dem Schlagzeug hinterher zu kommen, schaffen es kaum.

The Last Dinner Party – My Lady of Mercy

Die britische Rockband aus London wurde 2021 gegründet. Ihr bislang einziges Album, „Prelude to Ecstasy“, erschien im Februar dieses Jahres. Produziert wurde es von James Ford, der bereits mit Florence and the Machine, Arctic Monkeys und Fontaines D.C. zusammenarbeitete. Noch vor der Veröffentlichung ihrer ersten Single „Nothing Matters“ Ende 2023 eröffneten sie für die Rolling Stones und Lana Del Rey. Für diesen Abend in Berlin wählte die Band selbst zwei britische Nachwuchskünstlerinnen aus: Luvcat und Katy J. Pearson.

Text: Sofia Paule
Foto: Universal Music
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