Moshpits, Bengalos und Bier mit Feine Sahne Fischfilet in der Zitadelle Spandau
Am vergangenen Freitag spielte die Polit-Punkband Feine Sahne Fischfilet ihr Nachholkonzert in der Zitadelle Spandau in Berlin. Aufgrund einer Verletzung des Gitarristen Christoph musste es vom Juli in den August verschoben werden. Wir haben uns das Spektakel angesehen.
Es herrschen optimale Vorraussetzungen für ein gutes Konzert: Bestes Wetter, gute Laune und jede Menge Bier. Die Zitadelle ist bis auf das letzte Ende gefüllt und während die Einen sich noch zwei, drei Bier am Bierstand einflößen lassen, feiern die Anderen bereits zur Musik, die über die Lautsprecher ausgespielt wird. Ein großes Banner mit dem Schriftzug „Feine Sahne Fischfilet“ bedeckt die Bühne und ist das Einzige, was die Zuschauer noch vom Blick auf die Band abhält. Um 20:40 Uhr fällt der Vorhang und die Band um Frontmann Monchi stimmt den ersten Song „Zurück in unserer Stadt“ an. Es dauert keine Sekunde bis Bierbecher, Fanbanner und leuchtende Bengalos über der Menge schweben.
Feine Sahne Fischfilet vereint Fans
Vor der Bühne stehen die unterschiedlichsten Menschen: Punks, Metal-Heads, Hipster, Normalos in den unterschiedlichsten Altersklassen. Heute zählen nur ihre Gemeinsamkeiten, ihre Liebe zur Musik von Feine Sahne Fischfilet und ihre politische Einstellung. Die Menge gröhlt bei so gut wie jedem Song mit und während sich ein Moshpit schließt, öffnet sich an anderer Stelle ein neuer. Genauso konstant sind die brennenden Bengalos in der Luft.
Es vergeht kein Song, bei dem keine leuchtende Flamme in der Luft zu sehen ist – aus dem Publikum oder von der Bühne aus. Zwischen den Songs nutzt Monchi jede Gelegenheit, um sich gegen Fremdenhass und für ein friedliches Miteinander auszusprechen. Als er einen Fan auf dem Boden liegend sieht unterbricht er sogar für einen Moment die Show, um sich nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen und bittet die Menge, aufeinander aufzupassen. Egal was Monchi tut, die Menge bejubelt ihn bis in die hintersten Reihen.
Banane und Gratis-Bier
Feine Sahne Fischfilet wissen ganz genau, was ihre Fans wollen. Nicht nur feuern sie einen Hit nach dem anderen heraus, sondern wissen auch neben der musikalischen Darbietung zu unterhalten. Beim Song „Mit dir“ lassen sie ein riesiges Bananenboot auf die Menge tragen, die dafür sorgen soll, dass Trompeter Max von der ersten Reihe in die letzte getragen wird – vergeblich. Nachdem Fans aus dem Publikum offensichtlich in erster Linie daran interessiert sind, mit auf die Banane zu klettern, kippt die Banane und Max wird Teil der Menge. Doch ein Ritt auf der Banane soll es nicht gewesen sein. Um die teuren Bierpreise der Zitadelle auszutricksen, wirft die Band rebellisch Discounter-Bier in Plastikflaschen in die Menge und sorgt damit für das leibliche Wohl der Gäste.
Heimatgefühle auf der Bühne
Zur Halbzeit des Konzertes breitet die Band Heimatgefühle auf der Bühne aus. Monchi ruft seinen und Christophs Bruder auf die Bühne, die zu dem Zeitpunkt noch im Publikum feiern. Beim Song „Wasted in Jarmen“ soll das Mikro an sie gehen: Sie performen den Song und bereiten ihren großen Brüdern damit alle Ehre – als würde die Bühnenkunst in ihrem Blut stecken. Nach der Familie, ist die Heimatstadt an der Reihe. Nach dem Song „Glitzer im Gesicht“ wird es dunkel auf der Bühne und als die Lichter wieder angehen, erscheint im Hintergrund der Bühne ein Banner, das mit Meer und Möwen die Heimat der Band repräsentiert. Vor dem Banner findet sich ein weiteres Highlights des Abends wieder: Der Schulchor des Gymnasiums ihres Heimatortes Jamel, der die Band tatkräftig beim Song „Alles Anders“ unterstützt. Als Belohnung darf der gesamte Chor sich im Anschluss über die Menge tragen lassen.
Das Warten hat sich gelohnt
Eins ist sicher: Das Warten auf den Nachholtermin hat sich definitiv gelohnt. Ein tobendes und textsicheres Publikum, leuchtende Bengalos, zahlreiche Überraschungen und jede Menge politische Statements gegen Fremdenhass und für Toleranz und Empathie machen den Abend zu einem Fest. All das lässt den nicht ganz so optimalen Sound, den man aus der Zitadelle gewohnt ist, vergessen. Feine Sahne Fischfilet hat an diesem Abend mal wieder bewiesen, dass Musik Menschen verbindet.
(Titelbild: Maria Theuer)
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