[Black, Female, Deutschrap]: Beeindruckende Newcomerinnen trotz mangelnder Repräsentanz

2020. 23 Jahre nach dem Sabrina Setlur als erste deutsche Rapperin einen Nr.-1-Hit in den Single-Charts landete, ist Deutschrap vor allem immer noch eins: männlich & weiß.

Doch woran liegt das? Gibt es wirklich zu wenige Frauen die rappen? Wer sich für HipHop abseits der großen Playlists interessiert, weiß, das nicht stimmt. Wer’s immer noch nicht glauben kann, dem sei das Projekt „365 Female* MCs“ der Journalistin Lina Burghausen (aka Mona Lina) ans Herz gelegt. Dort findet man online weit mehr als 365 Porträts und eine Datenbank mit über 1500 weiblichen Rapper*innen aus aller Welt. Also, zu wenige Frauen gibt es schon mal nicht.

Und wo sind die ganzen BPoCs im deutschen HipHop Mainstream? Wie SXTN in „Von Party zu Party“ treffend rappen: „Kanacken und Schwarze haben HipHop erfunden, doch Türsteher lässt sie nicht rein“. „Die Türsteher“ das sind im übertragenen Sinne die Chefs der großen HipHop-Labels. Sie sind noch immer mehrheitlich weiße Männer und *surprise* signen noch immer mehrheitlich weiße Männer, wie die ehemalige Chefin des Splash! Mags Miriam Davoudvandi schon mehrfach betonte. Ähnliches gilt leider auch für Musikjournalist*innen und Veranstalter*innen.

Heißt das jetzt, schlechte Karten für Schwarze Rapperinnen bis in alle Ewigkeit? Nicht so ganz. Klar, eine große Industrie mit ihren festgefahrenen Strukturen – die ja letztlich auch nur ein Spiegel der Gesellschaft sind – ist schwer zu brechen. Allerdings beweisen Rapperinnen wie Loredana und Shirin David, das es geht. Beide sind durch Instagram bzw. YouTube groß geworden und haben sich ihre Fanbase ganz ohne Major erobert. Solche Erfolge werden auch deshalb möglich, weil in Zeiten von Social Media und Streaming große Labels an Relevanz verlieren. Apropos Labels, in diesem Jahr ist das erste „Female-only-Rap-Label“ 365XX gestartet. Hervorgegangen ist es aus dem hier schon vorgestellten Projekt „365 Female* MCs“ von Lina Burghausen, die dort jetzt auch als A&R-Managerin zuständig ist.

Trotz der schlechten Bedingungen für Schwarze Frauen im Deutschrap, gibt es viele unglaublich talentierte Schwarze Newcomerinnen im HipHop-Kosmos. Einige davon, wie zum Beispiel Die P, Layla, Mashanda, Rola und Eunique wollen wir euch in den nächsten Wochen näher vorstellen. Liebe Majorlabel-Chefs, das ist jetzt der Zeitpunkt an dem man zu Zettel und Stift greifen sollte.