Live

BLVTH live im Musik & Frieden: Blut, Trap & Ableton

BLVTH tritt musikalische Türen ein, von denen anscheinend nicht viele andere deutsche Produzenten wissen. Blut, so liest sich sein Künstlername, schert sich generell wenig bis gar nicht um geschriebene und ungeschriebene Gesetze der Musik und erschließt sich gerade dadurch viel Frei- und Bühnenraum. So letzten Samstag im Musik & Frieden, Berlin. Kein Wunder, dass BLVTH mehr und mehr von der sonst so kurzen Aufmerksamkeitsspanne der Generation Y auf sich zieht.

Dabei bleibt der Wahlberliner mit polnisch-albanischen Wurzeln ziemlich auf dem Boden, steht sich und seiner Musik eher entspannt gegenüber und erhält sich eine fast naive Verspieltheit, die ihn trotz all dem Hype ziemlich sympathisch bleiben lässt. Genau dieser Spieltrieb stellt keine unwichtige Rolle für die Musik von BLVTH dar. Es werden Genregrenzen großzügig wegrasiert und musikalische Elemente umgetopft, als wäre Ableton ein echter Sandkasten und kein Programm um digital zu musizieren.

Angefangen hat die Entwicklung von BLTVH mit Indie-Pop, Gitarren, Gesang und ein klein wenig Pianounterricht. Später sind elektronische Elemente hinzugekommen, es wurde gemischt und gemixt bis er schließlich zu der jetzigen Form fand. Sehr elektronisch, teils aggressiv, ab und an melancholisch oder beinahe dystopisch, so schält sich sein Sound aus den Boxen.

Von Indie-Pop zu BLVTH

Trap, R&B und dunkle Bässe bilden das Fundament, ohne das der weitere Aufbau den üblichen Formeln dieser Genres strikt folgen würde. In den richtigen, oft unerwarteten Momenten wird eine Gitarre dazugemischt, auf der Bühne wird live gespielt. Synthesizer und Keys werden gezielt genutzt um Stimmungen auszubauen oder zu wechseln, immer wieder darf der Sound aber auch einfach richtig knallen. Und um das ganze abzurunden, BLVTH ist definitiv einen Konzertbesuch wert, vorausgesetzt man besteht nicht darauf, das alles was entfernt mit Trap zu tun hat aus der Dose kommen muss. Im Musik & Frieden wurde das letzten Samstag offensichtlich ähnlich aufgefasst. Die ausverkaufte Show kann tendenziell der Kategorie schwerer Abriss zugeordnet werden.

Man kann versuchen, sich ein Witch House Album produziert von King Krule vorzustellen, ohne Gewähr auf das Resultat von diesem Gedankenexperiment geben zu wollen. Viel besser wäre es, BLVTH einfach mal ein paar Minuten Zeit zu geben, die „7iger“ EP bietet sich an. Aber Vorsicht, klassischer lieb’s-oder-hass-es Fall.

 

(Foto oben: Roberto Brundo)