Tiger Lou
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Zwischen Versöhnung und Schmerz – Das 5. Studioalbum „ACTS“ von Tiger Lou

Mit den Alben „Is My Head Still On“ (2004), „The Loyal“ (2006) und „A Partial Print“ (2008) machte sich Tiger Lou einen Namen in der Indie Rock-Szene der 2000er – und danach erstmal rar. Acht Jahre und eine mehrjährige Pause später, war Rasmus Kellermann, der Kopf hinter dem Projekt, wieder da. Mit neuem Album und vielversprechender Live-Show. Für Fans schien die Durststrecke zu Ende zu sein. Aber Kellermann nahm sich erneut seine Zeit. Um genau zu sein, weitere sieben Jahre. Das Ergebnis: „ACTS“ – das fünfte Studioalbum von Tiger Lou. 

Mit „ACTS“ schließt Kellermann an seine Riege tiefgreifender Songs an, die sich ohne Umwege in die Seele bohren. Beim ersten Hören weiß man: Hier werden Erlebnisse verarbeitet, Antworten auf Fragen gesucht, die unbeantwortbar scheinen, und über sich hinausgewachsen.

2017 krempelte das Ende Kellermanns Ehe sein Leben komplett um. Allein sein musste von Grund auf neu gelernt werden. Die einfachsten Entscheidungen überforderten komplett. Zum Album sagt Kellermann deswegen, es handele sich um eine Sammlung von instrumentalen und explorativen Musikstücken, die er während des Heilungsprozesses und der Auseinandersetzung mit dem Leben allein zum ersten Mal in 20 Jahren hervorgebracht hat.

Tiger Lou – Runaways

Die zehn Songs auf der Platte bezeichnet er daher auch nicht als solche, sondern als Einblicke in die Welt seines kreativen Prozesses. Wer das Werk von Tiger Lou über die Jahre verfolgt hat, weiß, wie die Aufrichtigkeit und Fragilität der Texte teils kaum auszuhalten ist. Man fühlt jedes Wort – fühlt mit Kellermann. So auch bei „ACTS“. Kellermann scheint gebrochen und fragil. In „Runaways“, der zweiten Single des Albums, versucht er, die Schönheit der Verwundbarkeit zu beschreiben. Zum Leben erweckt wird der Song durch die energiegeladenen Drums von Pontus Levahns, die über die alltägliche Monotonie hinausgeht. Abgerundet wird der Track durch die Stimme von Andreas Hogby.

Auch „Send the Bill“, die dritte Single aus dem angekündigten Studioalbum, verfolgt den Ansatz, das Schöne im Scheitern zu sehen. Vom sanften Piano über elegische Synthesizer-Klänge vollzieht sich eine Wendung ins Resignative, deren unterdrückte Wut in klassischen Rock-Akkorden ausbricht: „Please forgive me for smoking up a storm/But I never could bend my will/So I leave all with a note that reads/I love you, send the bill.“

Shitty Bushes

Nicht selten kommen die Songs von Tiger Lou schwer daher, fast schon herausfordernd. Schmerzhaft vielleicht sogar. Dieses Mal aber hat Kellermann den Weg des geringsten Widerstands gewählt, um etwas zu schaffen, das innerlich mitschwingt.

Dabei rausgekommen sind zehn Songs, die dank Rasmus Kellermans Gesang, den energiegeladenen Drums von Pontus Levahn und den charismatischen, typischen E-Gitarren unverkennbar aus dem Hause Tiger Lou kommen.

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Foto: Love Taylor