Reviews

Die Top 3 Alben der Woche: Till von Sein, Frittenbude & Bilderbuch

Endlich wieder New Music Friday. Das heißt wir präsentieren euch unsere Lieblingsveröffentlichungen. Diese Woche mit Till von Sein, Frittenbude & Bilderbuch!

Till von Sein – Ocean

Mit seinem charakteristischen Sound schafft es Till von Sein eine Aura im DJ Booth zu erzeugen die mitreißt und an die aufrichtige Begeisterung eines Kindes erinnert. Seine liebsten Spielzeuge sind House, Techno und Soul in allen Spielarten und 808 Sounds, wobei sich der Wahl Berliner nicht beschränkt aufs reine Auflegen. Till von Sein ist aktiv als Booker und Producer, spielt in den Clubs dieser Welt, all das mit nicht endendem Enthusiasmus. Seitdem von Sein 2007 nach Berlin zog ist der Release Katalog mächtig gewachsen, inzwischen erschienen von ihm produzierte Tracks auf Labels wie Suol, Dirt Crew oder Supplement Facts.

Das diese Woche veröffentlichte „Ocean“ lässt sich als Deep House betiteln, mit schwer entspannten Bass-Grooves, dem wiederkehrendem Flair von Cuba Libre und Sand zwischen den Zehen. Die Songs laden breitwillig dazu ein, sich ungestresst im Takt zu wiegen, sind aber nicht so verbummelt, dass ihnen die Clubtauglichkeit abhanden gehen könnte. Das hätte bei einem Till von Sein Album auch überrascht. Das Release Datum war passender Weise auch der Geburtstag des DJs, da hat sich wohl ein Sound-Spielkind selbst bestens beschenkt. „Ocean“ ist über das eigene Label Tilly Jam erschienen und ist im physikalischen Format oder über beatport zu haben.

 

Frittenbude – Rote Sonne

„Rote Sonne“ entstand letztes Jahr in einem abgelegenen, einsamen Haus in der Uckermark. In diesem Haus befanden sich Frittenbude, etwas Wein und Schnaps, ein paar Gitarren und Textzeilen. Eine Kombination, die jeden 13-Jährigen Nachwuchspunk hochgradig neidisch machen würde. In diesem malerischen Umfeld sind die ersten Teile des neuen Albums entstanden, das jetzt diesen Freitag veröffentlicht wurde.

„Rote Sonne“ zeigt, dass Frittenbude noch immer angepisst sind, vielleicht sogar angepisster als auf früheren Alben. In „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ (feat. Jörkk Mechenbier von Love A) wird scharf gegen wirklich alles geschossen, sogar gegen sich selbst. Dabei bedient sich Frittenbude an teils klischeehaften Beschreibungen, die den Zeitgeist nicht nur gut treffen, sondern gleichzeitig auch so gedreht werden, dass sie selbigen komplett zerlegen. Da wird der braune Block genauso zerrissen, wie eigene bunte Blasen zerstochen werden. Der Titelsong „Rote Sonne“ vermischt Eindrücke aus der früheren Bandzeit in München, Uschi Obermaiers Auftritt in einem Trash-Film und daran anknüpfende Themen wie den Sommer, Liebe, Revolution.

„Rote Sonne“ zeigt, dass Frittenbude den eigenen Stil inzwischen nicht nur trifft, sondern perfektioniert hat. Dabei wandelt die Platte inhaltlich zwischen den romantischen und grausamen, notwendigen und überflüssigen Aspekten einer überfälligen Aufarbeitung und Abrechnung, ohne dabei verbittert rüberzukommen. „Rote Sonne“ ist am 22.02. bei Audiolith erschienen.

 

Bilderbuch – Vernissage My Heart

Die Österreicher haben schon mit bisherigen Veröffentlichungen gezeigt, dass ihnen überbordende Konformität alles andere als wichtig ist. Auch das jetzt erschienene „Vernissage My Heart“ fällt aus dieser Un-Schublade nicht heraus, schwer verzerrte Gitarren, elegante Anlehnungen an 70s Poprock und HipHop Beats, solche Elemente geben sich geschmeidig die Klinke in die Hand. Das musikalische Gerüst steht auch auf diesem Album sicher verankert im Stil von Bilderbuch.

Sänger Maurice Ernst versteht weiterhin wie er seine Texte verpacken muss, um sicher zu sein, dass irgendjemand diese ziemlich bald auf eine Club Toilette tagt. „Ja, mir wird wieder klar, meine Erde ist flach“ sind Zeilen, die vor leichtfüßiger Ironie überlaufen. Dazu gibt es bereits jetzt, wie üblich für Bilderbuch, ziemlich frische Videos zu betrachten. Abseits davon, mit Aktionen wie dem Europapass zu „Europa 22“, macht die Band klar, dass es nicht ausschließlich die Musik ist, bei der eine genaure Betrachtung lohnt. Aber selbst wenn man nur die Musik nehmen würde und alles andere ausblendet,

„Vernissage My Heart“ ist ziemlich funky, manchmal etwas rau, immer noch gebührend spacy und auf jeden Fall weiterhin jedes hören und jeden Blick wert.