Die Benjamins
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Die Benjamins liefern mit ihrer Debüt-EP einen generationsübergreifenden Blick auf die Musikbranche

Etwas über einen Monat ist es gerade mal her, dass die Single “Aus Liebe” quasi aus dem Nichts auftauchte. Jetzt erscheint die erste EP der Benjamins, einer Generationen überschneidenden Supergroup, wie sie in Deutschland auf vergleichbare Art und Weise kaum zu finden ist. Die Benjamins, das sind Max Gruber, aka Drangsal, Julian Knoth von Die Nerven, Thomas Götz von den Beatsteaks, Charlotte Brandi und die ehemalige Sängerin der legendären Punkband Hans-A-Plast, Annette Benjamin. Letztere war seit dem Ende von Hans-A-Plast, Mitte der 80er, kaum in der Musikbranche tätig gewesen und wenn dann nur im Zusammenhang mit klassischer Musik.

Das änderte sich schlagartig durch einen einzigen Anruf von Max Gruber, selbst Fan von Hans-A-Plast, bei Annette Benjamin. Ein Besuch Annette Benjamins bei einem Drangsal-Konzert, ein weiteres Treffen der beiden, und viele Zu- und Glücksfälle später und die Benjamins waren entstanden. Die fünf Songs der EP wurden über die folgenden zwei Jahre in verschiedenen Sessions geschrieben und schließlich von Max Rieger produziert.

Die Benjamins – Aus Liebe


Das Ergebnis befindet sich irgendwo zwischen Pop-Melodien, Post-Punk-Gitarren und Punk-Energie. Die Einflüsse aller Mitglieder sind ein bisschen zu spüren. Dabei klingt es jedoch nicht zusammengewürfelt oder als ob irgendwelche Egos im Spiel wären, wie man es von einer derart hochkarätigen Supergroup erwarten könnte. Die besondere Energie von Annette Benjamins Stimme trägt durch jeden einzelnen Song und wird mal von Post-Punk-Gitarren untermalt, wie bei “Kommen und Gehen”, und dann wieder mit Punk-Riffs und 80er-Synths kontrastiert, wie bei “Drehen und Wenden” oder “Aus Liebe”. Während die zweite Single, “Gleißendes Glück”, von sanfteren Pop-Melodien getragen wird, schließt “Verschwinden” die EP mit einem dramatischen Outro.


Die feministischen Themen, die Annette Benjamin schon zu Zeiten von Hans-A-Plast in ihre Texte einfließen lies, werden auch bei den Benjamins wieder deutlich. Aber das die Jahrzehnte seit dem Ende von Hans-A-Plast nicht spurlos an Benjamin vorbei gegangen sind, merkt man auch in ihren Texten. So singt sie in “Kommen und Gehen” vom älter werden und dem Verlust von Freunden. “Jetzt lieg ich unten und schau nach oben / die Erde ist frisch ausgehoben / Schaut ruhig runter ich hör euer flehen / das habe ich so nicht kommen sehen”, heißt es dort. Auch in den Texten zeigt sich die generationsübergreifende Perspektive der Benjamins, wie sie so in kaum einer anderen deutschen Band aktuell zu finden ist.

Foto: Helen Sobiralski

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