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Interviews

Weekend im Interview über neue Projekte und sein Album „Lightwolf“

Am vergangenen Freitag ist das neue Album des in Gelsenkirchen geborenen Rappers Weekend erschienen. Unsere Redakteurin Luisa hat Christoph Wiegand aka. Weekend zu einem Exklusivinterview getroffen und mit ihm über sein neues Album „Lightwolf“, seine Pläne für die Zukunft und sein neues Label „IloveWochenende“ gesprochen.

Luisa: Drei Jahre ist es her, dass du dein letztes Album veröffentlicht hast. In dieser Zeit hast du dich auf deine Familie konzentriert. War das der Grund für den thematischen Wandel in deinem neuen Album?

Weekend: Ja, mit Sicherheit. Ich habe jetzt das Feedback bekommen, dass das Album thematisch sehr breit gefächert ist. Das war mir gar nicht so bewusst. Ich glaube aber, dass ich Vater geworden bin, hat die Perspektive in vielen Songs beeinflusst. Da ist gleichzeitig der Love-Song, der an meine Frau gerichtet ist, der politisch-feministisch ein Statement setzt, aber auch die Perspektive aufgreift, in was für eine Gesellschaft meine Tochter als Frau hineingeboren wurde. Und natürlich die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben mich stark beeinflusst. Denn meiner Meinung nach gab es einen krassen Bruch. In den letzten drei, vier, fünf Jahren hat unsere Generation die Sicherheit verloren, dass es immer besser und abgecheckter wird. Das Bewusstsein, dass wir uns nicht mehr sicher sein können, ob alles besser wird, merkt man unserer Generation an. Das hat sich gewandelt. Da hat sicherlich auch der Corona-Virus zu beigetragen, da Probleme durch den Virus ersichtlicher wurden. Deswegen hat die politische Situation allgemein die Themen auf dem Album sehr beeinflusst.

L.: Was hat dich denn deiner Meinung nach bei der Produktion deines neuen Albums am meisten beeinflusst?

Weekend: Bei diesem Album ist vielleicht das besondere, dass ich vor allem privat und politisch ganz stark beeinflusst wurde und weniger musikalisch oder künstlerisch. Ich habe mir die Art des Wortwitzes, die sich wie ein Roter Faden durch „Lightwolf“ zieht, eher selbst gepicked. Auch die Themen, die ich anspreche, sind einfach Themen, die mich über die letzten Jahre ganz stark beschäftigt haben. Daher sind es viele sehr persönliche Wahrnehmungen, die ich aufgegriffen habe, nicht nur in den Songs für meine Frau oder meine Tochter. Das ist der Hauptgrund warum es keine musikalische oder stilistische Inspiration durch andere Künstler gab. Ich wollte mein eigenes Ding umsetzen.

Weekend – Geh Weg (ft. Pimf)

L.: Du hast die Corona-Zeit grade schon einmal angesprochen. Wie hast du diese Zeit als Künstler wahrgenommen? Du hast in dieser Zeit ja sogar dein eigenes Label „IloveWochenende“ gegründet.

W.: Es war auf jeden Fall beängstigend und es hat mich am Anfang definitiv aus der Bahn geworfen. Ich habe mich dann aber sehr schnell mit der Situation arrangiert und das ist zu meiner Strategie geworden. Ich habe einfach weitergemacht und ich glaube aber, dass das finanziell der Supergau für das Album ist, da allein die gesamte Festivalsaison fehlt, in der man das Album hätte promoten können. Auch die Videodrehs waren super aufwendig und schwierig durch die ganzen Maßnahmen, an die wir uns halten mussten. Selbst die Frage, ob die Fans in die Läden gehen und CDs kaufen oder Festival-Tickets buchen, ist für uns derzeit nicht zu beantworten. Deswegen haben wir zum Beispiel das Album nur Onlineshop rausgebracht. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war, aber selbst die absoluten Profis wissen nicht, wie es am besten Laufen würde. Es ist ja das erste Mal, dass wir eine Pandemie haben. Wir müssen es eben hinterher auswerten.

Ich meine ich bin Musiker. Meine Hauptbeschäftigung ist Musik machen und das mache ich jetzt einfach und dann kam in dieser Zeit auch noch Schalke auf mich zu und hat mich für „Eine Liebe“ angefragt. Da dachte ich mir: „Ja, Musik machen kann ich und dann geh ich in mein Studio und arbeite.“ Das ist vielleicht auch meine Lehre aus dieser Zeit für die Zukunft – Ich habe voll Bock Musik zu machen und wieder direkt ins Studio zu gehen. Auch wenn ich nicht weiß, ob das Album erfolgreich wird oder eben nicht, aber ich bin grade einfach in einem Drive und möchte weitermachen. Ich mache Musik ja nicht als Businessmodell, sondern weil es einfach so aus mir rauskommt. Ich bin eigentlich ja Sozialarbeiter und kann auch Musik machen ohne, dass es viel Geld einbringt. Meine Motivation ist ja nicht Musik als Beruf zu machen, sondern ich mache sowieso Musik und habe das Glück, dass andere Menschen diese sogar streamen und mich auf Konzerten sehen wollen.

Am Ende wird das Album wahrscheinlich komisch laufen und wir werden sagen: Das war halt das Corona-Album.

L.: Also können sich deine Fans nach „Lightwolf“ schnell auf neue Musik freuen, trotz deines Familienlebens und deines Berufs?

W.: Ich habe jetzt drei Jahre lang keine Musik rausgebracht und so eine Pause möchte ich für die Zukunft definitiv nicht mehr. Es gibt schon ganz explizite Pläne was nach dem Album passieren wird. Das haben wir uns von Anfang an so vorgenommen, dass „Lightwolf“ der Neuanfang ist und es das erste Projekt einer ganzen Reihe von Dingen ist, die wir in Zukunft planen. Ich sprudele grade vor Ideen und am liebsten würde ich direkt morgen ins Studio gehen und weiterarbeiten, deswegen könnt ihr euch sicher sein, dass bald neue Projekte erscheinen.

Weekend – Bubble

L.: War die Pause der Auslöser dafür, dass du „IloveWochenende“ gegründet hast?

W.:Ich habe immer schon viel selber gemacht, beim Dreh, beim Cover-Shooting und bei allem war ich eben als Kreativer mit dabei. Ich war nie so eine Person, die einfach zum Videodreh gegangen ist und gefragt hat, was wir jetzt machen, sondern ich bin immer auf das Team zugegangen und hatte schon eine Idee. Das war damals bei der Plattenfirma so und ist jetzt noch so, aber bei der Plattenfirma habe ich für die Sachen bezahlt, die ich im Endeffekt gemacht habe. Da hat das Label natürlich trotzdem den ganzen organisatorischen Kram gemacht, aber mir fällt es schwer Dinge aus der Hand zu geben und es macht mir einfach Spaß Teil des Prozesses zu sein. Dann war der Schritt ein eigenes Label zu gründen, eher leicht.

L.: „Eine Liebe“, den Song, den du mit dem FC Schalke gemacht hast zum Trikot-Launch hast du damit angekündigt, dass du damit einen Punkt auf deiner Bucket-List abgehakt hast. Was steht denn noch auf deiner To-Do-Liste für die Zukunft?

W.: Ich hatte eigentlich nie eine wirkliche Bucket-List, weil meine musikalische Karriere so verlaufen ist, dass ich ganz lange unambitioniert Musik gemacht habe. Ich habe es für komplett unrealistisch gehalten, dass ich damit mal irgendwas reiße. Das lag auch daran, dass ich in einer Generation groß geworden bin, in der Bushido Alben mit Bordstein-Straßenrap verkauft hat. Da hatte der blonde Christoph nichts zu suchen, denn es gab einfach niemanden der mit meinen Themen Platten verkauft hat. Und plötzlich ging was und dann kamen ganz viele Dinge, die viel zu hoch gegriffen waren für eine Bucketlist: Juice-Cover, Splash-Gig und die Goldene Schallplatte mit SDP. Ich glaube diese Punkte wären aktuell viel zu weit weg für mich. Ich bin derzeit in einer anderen Größenordnung unterwegs. Hinzukommt, dass es die Juice nicht mehr gibt und das Splash dieses Jahr nicht stattfindet, aber nichts destotrotz würde ich natürlich super gern mal wieder auf dem Splash spielen.

Ich bin an dem Punkt angekommen, dass ich nichts mehr unbedingt erreichen muss. Es sind eher kleinere Wünsche wie zum Beispiel, dass ich bald endlich wieder auf Tour gehen kann, zu der Menschen auch kommen können und die Räume füllen. Auch, dass die Platte irgendwie läuft und ich das Privileg habe danach wieder ins Studio zu gehen, um eine neue aufzunehmen, ist ein Wunsch von mir. Ich möchte meine musikalische Arbeit einfach wieder aufbauen. Denn, wenn man seine Musik drei Jahre schleifen lässt, muss man eben wieder von unten anfangen.

Weekend – www.internet.de

L.: Wie kam es denn dazu, dass du eine dreijährige musikalische Pause eingelegt hast?

W.: Das war gar nicht so geplant und ich habe mir das nicht vorgenommen. Ich habe nur nach dem letzten Album „Keiner ist gestorben“ gemerkt, dass ich nicht direkt ins Studio gehen und ein neuen Album produzieren kann, weil ich in dem Moment nichts zu erzählen hatte, was ich unbedingt auf einer Platte hören wollte. Vor allem, weil ich eine musikalische Veränderung wollte. Deswegen glaube ich auch, dass das neue Album den größten musikalischen Sprung zwischen meinen Alben gemacht hat. Dieser Findungsprozess hat seine Zeit in Anspruch genommen. Und dann kamen die familiären Veränderungen mit der Schwangerschaft und der Geburt meiner Tochter hinzu. Das habe ich dann auch sehr intensiv miterlebt.

Außerdem habe ich für mich entschieden, dass ich wieder meinem alten Beruf als Sozialarbeiter nachgehen wollte, auch weil ich daraus natürlich viele Inspirationen ziehe – aus meinem Alltag außerhalb des Studios. Ich muss für meine Musik einfach immer mal wieder aus meiner Bubble rauskommen. Aber ihr braucht keine Angst haben, ich werde jetzt nicht der Familienrapper, der nur noch Songs für seine Familie macht. Vielleicht habe ich beim nächsten Album wieder Bock auf ein krasses Punchline-Album. Denn ich gehe morgens ins Studio und weiß noch nicht was ich schreibe, das kommt dann einfach raus, wenn ich einen Beat höre oder eine Zeile im Kopf habe. Deswegen waren die 3 Jahre nicht geplant. Ich wollte einfach, dass ich mit dem Album zufrieden bin und ich es geil finde. Das haben wir geschafft. Ob das jetzt 3 oder 2,5 gedauert hat, ist egal. Es ist ja kein Major-Album auf das alle warten. Mit der Entscheidung bin ich bis jetzt auch echt happy.

 

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Foto: Friedrich Rexe