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Top3 EPs der Woche: Kettcar, The Indian Queen & Juse Ju

Happy Bergfest! Heute gibt’s zur Abwechslung mal eine Top3 der besten EPs dieser und letzter Woche – Und zwar mit Kettcar, The Indian Queen und Juse Ju!

Kettcar – Der süße Duft der Widersprüchlichkeit (Wir vs. Ich)

„Der süße Duft der Widersprüchlichkeit (Ich vs. wir)“ heißt der neueste Streich aus dem Hause Kettcar, die vor einigen Wochen völlig überraschend mit der neuen Single „Palo Alto“ angekündigt wurde. Dort behandeln Kettcar mit der Digitalisierung und erörtern mögliche Folgen und Gegenmaßnahmen.
Generell wollen Kettcar mit „Der süße Duft der Widersprüchlichkeit (Ich vs. wir)“ zum Denken anregen. Mit „Scheine in den Graben“ wurde bereits ein zweiter der insgesamt fünf Songs vorab veröffentlicht, der von dem Für und Wider von wohltätigen Zwecken handelt. Insgesamt zwölf Featuregäste (u.a. Schorsch Kamerun, Felix Brummer und Bela B) hat sich Wiebusch als Unterstützung ans Mikro geholt.
Auch die restlichen drei Songs „Notiz an mich selbst″, „Natürlich für alle″ und „Welt draußen″ klingen genau so, wie man sich Kettcar vorstellt und dennoch probieren sie an der einen oder anderen Stelle Neues aus. Trotz der jahrelangen Karriere schafft Kettcar es zu überraschen und sich gleichzeitig dabei treu zu bleiben.

The Indian Queen – Perfumed Isolation

Das Berliner Duo The Indian Queen macht sich rar. Man findet bei der Recherche kaum Informationen zu der Band, lediglich die zwei Namen Abuneza und Naz Lezar, dazu den verheißungsvollen Satz „Geboren in einer Novembernacht im Jahr 2013 in Berlin – aufgezogen in einer Garage“.

Keine überfütterte, aufgedunsene Instagram-Story verrät dir, was Abuneza so den Tag lang treibt, auch Naz Lezar pflegt kein Profil zur elektronischen Selbstvermarktung. The Indian Queen fliegen bewusst unter dem digitalen Radar und provozieren damit ein interessiertes Rätselraten, kreieren mit dem was sie alles nicht unnötig preisgeben mehr Interesse, als 100 Hashtag’s es könnten. Runtergekocht auf das wesentliche, die Musik, so scheint es.

Die neue EP „Perfumed Isolation“ zieht dieses Konzept weiter durch. Keine unnötiges Schönschreiben, keine Schnörkel die es nicht braucht. The Indian Queen verzichtet sogar auf den Bass. Irgendwo zwischen Lo-Fi und Grunge, Alternative und Punk liegen die 7 Songs des Duos auf „Perfumed Isolation“. Der Sound erinnert folgerichtig an die 90er.

Laut, voll und oft nach viel Fuzz klingt die Gitarre von Sänger Abuneza, die mit teils knarzenden Riffs und melodischen Hooks die Songs nährt, während die tiefe, teils fast etwas gespenstische Stimme der Musik etwas schemenhaftes einverleibt. Das Schlagzeugspiel von Naz Lezar schiebt und drückt die Tracks nach vorne, vor dem geistigen Auge steht schnell ein Drum Kit mit losen Fellen und Riss im Crash-Becken. Es ist also alles da was zum musizieren nötig ist.

Man vermisst an keiner Stelle den Bass, den es bei The Indian Queen nicht gibt. Songs wie „É Man“ entwickeln einen einnehmenden kopfnicker Groove, der flächige Gesang bekommt den Platz um Wirkung zu entfalten. Die 2 Minuten und 22 Sekunden namens „What Should I See“, letzter Track der EP, gehen dagegen beinahe glatt als Stoner-Punk durch, der vorher beschriebene Groove wird ohne Verzug umgewandelt in sehr Live-tauglichen Vortrieb.

Mit 3 Minuten der längste Song und am anderem Ende des Spektrums von „Perfumed Isolation“ steht „Leave Me Here“. Das Intro klingt ungefähr so, als hätte eine Indie-Band sich den Amp von Abuneza ausgeliehen und kurz angespielt, man kann dem Song fast entfernte Pop Elemente attestieren.

Das die Platte insgesamt sehr rund klingt, kommt nicht ganz aus dem Nichts. Abuneza und Naz Lezar haben „Perfumed Isolation“ von Kristian Kühl produzieren lassen. Dieser war seinerzeit Gitarrist bei Findus und hat bereits Bands wie Leoniden und Trümmer zu ihrem Sound verholfen, der saftige Klang der EP ist also kein Zufall. The Indian Queen – „Perfumed Isolation“ bleibt vielleicht nicht beim ersten hören hängen aber wer sich aber einmal reingehört hat, kommt so schnell nicht wieder aus dieser Berliner Garage raus.

Juse Ju – Untertreib nicht deine Rolle

Während Juse Ju noch mit seinem Album „Shibuya Crossing“ auf Tour ist, das er so ziemlich genau vor einem Jahr veröffentlicht hat, lässt er schon wieder Neues von sich hören.

“Ich heiße Juse und ich bin funky! Juse – the one and only!” – In seiner neuen EP „Untertreib nicht deine Rolle“ muntert der deutsche Rapper seine Fans dazu auf, den persönlichen Wert nicht zu unterschätzen.

Im Opener „Becoming Juse Ju“ erzählt er, wie er zum Rappen gekommen ist und definiert sich selbst als jemanden, der sich nicht versucht anders zu verkaufen, als er ist. Seine Abneigung zu den neuen musikalischen Trends und Hypes der Teenager offenbart er in „Friede den Rappern“.

Ein Highlight der EP ist definitiv der Song „Männer“, die eine Hommage an den gleichnamigen Herbert Grönemeyer Song darstellt. Dabei spielt er mit den gängigen Klischees und Stereotypen des männlichen Geschlechts und rechnet sarkastisch mit Ego-Männern in und außerhalb der Hiphop-Welt ab: „Echte Männer können dir dein iPhone reparier’n, und können sie es nicht, dann war es scheiße fabriziert“.

Gekonnt mischt Juse Ju in seiner neuen EP Hip-Hop-Beats mit Trap-Sounds und nicht zu vergessen: Funk!