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Top 3 Alben der Woche: Von Wegen Lisbeth, Vampire Weekend & Frank Carter and The Rattlesnakes

Endlich wieder New Music Friday. Das heißt, wir präsentieren euch unsere Lieblingsveröffentlichungen. Diese Woche mit Von Wegen Lisbeth, Vampire Weekend & Frank Carter and The Rattlesnakes.

Von Wegen Lisbeth – sweetlilly93@hotmail.com

Wer kommt auf die geniale Idee sein Album „sweetlilly93@hotmail.com“ zu nennen, wenn nicht die Von Wegen Lisbeths? Während man heutzutage E-Mail-Adressen mit vollem Namen kreiert, gab es vor einigen Jahren noch kreativere Kreationen, bei denen mit Spitznamen und Geburtsjahren herumprobiert wurde.

Verpackt in tanzbare Indie-Pop-Songs, holt die Band Von Wegen Lisbeth mit ihrem zweiten Album besonders gleichaltrige Fans ab, die früher eben genau solche E-Mail-Adressen hatten. Textlich nah am Alltag junger Erwachsener, singt Sänger Matthias Rohde oft von Situationen oder Gedanken die ihm irgendwo in Berlin, wie am Westkreuz, kommen.

In „Westkreuz“ singt Rohde „Es sind jetzt andere Orte / Wo dein WLAN sich von selbst verbindet“, in „Alexa gib mir mein Geld zurück“ stellt er sich Fragen wie „Mach‘ ich noch ein Praktikum“ oder „Und überhaupt, wer hat mein Hinterrad geklaut“.

Die 13 Songs passen mit ihrer Klangwelt perfekt zu einem sonnig warmen Kneipen- oder Festivalabend und liegen mit ihren Wortwitzen und Gedanken perfekt am Zeitgeist Zwanzig- und Dreißigjähriger.

Vampire Weekend – Father Of The Bride

Ende der 2000er und Anfang der 2010er Jahre manövrierten sich Vampire Weekend zu einer der coolsten Indie-Rock-Bands. Mit ihrem dritten Album „Modern Vampires of the City“, das 2013 erschien, gewannen sie sogar einen Grammy und der Rolling Stone kürte das Album zum Besten des Jahres. Nach sechs Jahren Pause erscheint mit „Father Of The Bride“ ihr viertes Album.

Vampire Weekend bewegt sich weiterhin im Bereich des Indie-Pop. Der ein oder andere Sommerhit ist definitiv dabei. Während der Sound der Band tendenziell eher locker und fröhlich wirkt, gehen die Texte teilweise tiefer. Sänger, Songschreiber und Gitarrist Ezra Koenig setzt sich textlich in „Harmony Hall“ beispielsweise mit seiner jüdisch-amerikanischen Identität auseinander und belechelt in dem Song antisemitistische Klischees. Er singt: „Beneath these velvet gloves I hide / The shameful, crooked hands / Of a moneylender“. Auch Frustration, Hilflosigkeit und Probleme in der Liebe sind angesprochene Thematiken. Neu ist auch, dass Vampire Weekend in drei ihrer Songs einen Gast haben. Danielle Haim, eine der drei Schwestern der Band Haim, fügt sich mit ihrer Stimme perfekt ein.

In „Father Of The Bride“ quetscht die Band 18 Songs, die eine Spielzeit von unter einer Stunde haben. Aus dem Album wäre fast ein Doppelalbum geworden. Anfangs wollte Ezra Koenig, der Kopf der Gruppe, 23 Tracks auf zwei Alben aufteilen, hat sich dann jedoch für die untypische Variante des sehr vollen Albums entschieden. Typisch für Vampire Weekend.

Das vierte Album ist definitiv ein hervorragender Nachfolger des Dritten. Das Einzige woran sich Die-Hard-Fans wohlmöglich aufhalten, ist, dass die Songs eher kurz sind und in ihrer Knappheit zwar glänzen, es aber bei einigen schön gewesen wäre, der Musik mehr Zeit zu geben.

Frank Carter & The Rattlesnakes – End Of Suffering

Die Band Frank Carter & The Rattlesnakes veröffentlicht mit „End Of Suffering“ ihr drittes Studioalbum. Damit entfernt sie sich von ihrer Hardcore-Vergangenheit und kommt dem Alternative-Rock eine Ecke näher.

Die noch relativ junge Band, die sich erst 2015 gegründet hat, spricht in ihrem neuen Album Themen wie Depressionen, Angstzustände und Gleichberechtigung an. Dabei hängen sie sich nicht an negativen Aspekten auf, sondern betrachten eher das Positive. Die positive Grundstimmung kommt daher, dass Sänger Frank Carter in den letzten zwei Jahren viele Hochs und Tiefs durchleben musste und momentan auf dem Weg der Besserung ist. In dieser schwierigen Phase musste der Musiker unter anderem wegen psychischer Erschöpfung eine ganze Europatour absagen. Nicht nur die Stimmung ist viel besser, auch die Songs sind melodischer als zuvor.

Zudem fallen auf „End Of Suffering“ zwei Balladen auf. „Anxiety“ und der Titeltrack, mit dem das Album endet, sind ungewohnt ruhig und zurückhaltend für die Musiker.