Albumcover von Mary Komasa, Kummer und Toothgrinder
Reviews

Top 3 Alben der Woche: Mary Komasa, Kummer & Toothgrinder!

Endlich wieder New Music Friday! Und somit gibt es hier wieder unsere Lieblingsalben. Diese Woche mit Mary Komasa, Kummer und Toothgrinder!

Mary Komasa – Disarm

Schon mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum, das im Jahr 2015 erschien, erarbeitete sich die in Polen geborene Singer-Songwriterin Mary Komasa ihren Ruf als eine der innovativsten Stimmen des Art-Pop. Nun folgt das zweite Werk „Disarm“, das vom Londoner Industrial-Hip-Hop-Duo God Colony (u.a. Mykki Blanco, Flohio) produziert und von Filmmusik-Komponist Antoni Komasa-Łazarkiewicz orchestriert wurde.

Ihr neues Album sieht Mary Komasa selbst als Tribut an eine verlorene Generation von Sternschnuppen, als eine persönliche Ode an die tiefgreifende Veränderung, in der sich die Sängerin wiederfand, und den Panzer, den sie daraufhin aufbaute, um sich selbst zu verteidigen.

Mary Komasa wuchs in einer künstlerischen Familie in Warschau auf und erlernte von frühester Kindheit an klassische Musik. Nach einem Umzug nach Paris arbeitete sie dort unter anderem mit Künstlern der lokalen Hip-Hop-Szene zusammen. All diese Einflüsse finden sich auch auf „Disarm“ wieder, was das Album so spannend macht.

Kummer – Kiox

Nach drei erfolgreichen Alben mit seiner Band Kraftklub, hat Kummer heute sein erstes Soloalbum „Kiox“ veröffentlicht und wagt sich damit in die Welt des deutschen Hip-Hops. Was der Chemnitzer Rapper da geschaffen hat, ist erstaunlich. Zwölf Songs machen sein Debüt zu einem soundtechnisch gut produzierten und inhaltlich klugen Rap-Album.

Während Kummer mit „9010“ einen autobiografischen Song über das Aufwachsen in einer Stadt schreibt, in der Erfahrungen mit Extremismus und rechter Gewalt keine Seltenheit sind, macht er in Songs wie „Nicht die Musik“ und „Wie viel ist dein Outfit wert“ der aktuellen deutschen Rap-Szene eine Ansage. Er beweist, dass Rap auch anders aussehen kann, als der Kampf darum, der Stärkste, der Beste oder derjenige mit den teuersten Klamotten zu sein und macht auf Probleme aufmerksam: „Life ist super nice, da, wo man die Schuhe trägt. Life ist nicht so nice, da wo man die Schuhe näht“.

„Kiox“ ist ein Album, das dem aktuellen Zeitgeist der deutschen Rap-Szene die Stirn bieten kann. Nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch schafft er es, zu überzeugen. Verantwortlich für den Sound auf „KIOX“ ist der Berliner Produzent Blvth, der auch schon mit Künstlern wie Casper oder Ahzumjot zusammenarbeitete. Für das Releasewochenende hat Kummer sich eine originelle Idee ausgedacht: In Chemnitz eröffnet er den Pop-Up-Plattenladen KIOX, in dem es ausschließlich sein Solodebüt zu erwerben gibt – damit holt er sicherlich wieder eine Menge Fans in seine Heimatstadt.

Toothgrinder – I Am

Mit „I AM“ veröffentlichen Toothgrinder ihr bereits drittes Album – das wahrscheinlich Wichtigste in ihrer Karriere. Und das aus einem ganz einfach Grund: Nie klang eine ihrer Platten „runder“, nie war das Songwriting so interessant wie auf „I AM“. Auch die Produktion ist die bis jetzt Beste, was man dem großartigen Produzenten Matt Squire zu verdanken hat, der bereits Szenegrößen wie Underoath produzierte.

Thematisch geht es auf dem Album um die inneren Dämonen des Sängers Justin Matthews, der unter schweren Alkohol- und Drogenproblemen litt, es geht um Selbstakzeptanz und um Akzeptanz innerhalb der Musikwelt.

Aber auch Instrumental hat das Album einiges zu bieten, so kommen sowohl Fans der härteren Gangart auf Tracks wie „too soft for the scene, TOO MEAN FOR THE GREEN“ (der auf jeden Fall das ungewöhnlichste Stück des Albums darstellt), als auch Freunde von eher seichterem Rock (ohmymy oder My Favourite Hurt) auf ihre Kosten.

Die stärksten Momente hat das Album, wenn es aus normalen Songwritingkonventionen ausbricht und sich in eher unvorhersehbare Gebiete begibt. Direkt die erste Nummer, „Silence of a Sleeping WASP“, ist einer dieser Momente. Hinzu kommen die halb gebrüllten, halb gesungenen Vocals von Justin Matthews, die ein riesiger Gänsehautfaktor sind.

Man kann nur hoffen, dass Toothgrinders „I AM“ die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.

Die Top3 Alben der vergangenen Wochen findet ihr hier!