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Cro muss wieder Gallionsfigur für die „De-Modus-Mioisierung“ der deutschen Popkultur werden

Licht und Schatten. Cro wagte mit seiner neuen Single „Fall auf“ ein musikalischen Experiment. Der gitarrenlastiger Sound, den man schon aus den Staaten von Künstlern wie YungBlud kennt, schwappt allmählich über den Atlantik nach Europa. Der Stuttgarter erweitert damit die hiesige Rap-Landschaft um eine Facette. Obwohl dieser Track der lange geforderte progressive Schritt in Richtung Sound-Diversität des Deutsch-Raps ist, scheint die Musikindustrie, diesen nicht unterstützen zu wollen. „Fall auf“ bekommt kaum nennenswerte Playlisten-Platzierungen. Es ist gar nicht daran zu denken, wieviel weniger Platzierungen dieser Track noch generiert hätte, wenn er nicht das Trademark  „Cro“ tragen würde. Damit wird offenbart, in welcher misslichen Lage sich genre-bending Newcomer*innen derzeit befinden, die nicht ins „Modus-Mio-Korsett“ passen. Doch heute Nacht folgte genau dieses Einknicken in bereits vorgegebene Muster. Cro featured bei Capital Bra und schafft es mit einem belanglosen Sommer-Track auf das Cover von Modus Mio. Er lässt sich in bekannte Muster dieser Rap-Industrie einspannen und beschneidet seine künstlerische Integrität, die er durch „Fall auf“ abermals bewies. Zu welchem Preis geht das „Frühstück in Paris“?

Querdenken muss sich wieder lohnen

„Playlisten-Rassismus, wenn du anders bist, dann bist du raus“, rappte LGoony schon auf dem Track „Allein gegen Alle“ auf seinem Album „Frost Forever“. Cros Release vom letzten Freitag stellt genau dies wiedermal unter Beweis. Nehmen wir mal für einen Moment an, Cro wäre nicht der lukrative Künstler, der er bereits ist. Der sich nicht mit Hitsingles wie „Easy“, „Traum“ oder „Einmal um die Welt“ einen Namen machen konnte. Nehmen wir an, er sei ein Newcomer, der nicht von seinem bereits geschaffenen Werk leben kann. Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt wird schnell klar, wieso bei „Modus Mio“ erstens immer wieder neue Künstler*innen vertreten sind, die sich lediglich durch die geänderte Postleitzahl am Ende ihres Künstlernamens unterscheiden und zweitens, warum alles gleich klingt. Aus rein wirtschaftlichen Aspekten lohnt es sich für neue Künstler*innen gar nicht querzudenken, Rap neu zu interpretieren und einen progressiven Beitrag zur deutschen Rap-Kultur zu leisten.

Cro – Fall Auf

Die „Modus Mioisierung“ der Rap-Kultur ist ein wirkliches Problem. Das führt uns „Fall auf“ wiedermal vor Augen. Es ist ein Track, der bewusst mit dem derzeitigen deutschen Rap-Kosmos bricht und der genau dafür abgestraft wird. Ein „Vergehen“, was Cro sich aufgrund seines Namens leisten kann, aber eines, was ein oder eine Newcomer*in aus rein wirtschaftlicher Perspektive nicht einfach wegstecken könnte. „Frühstück in Paris“ ist genau all das was Cro aufgrund seiner Kunstfigur nicht sein sollte. Umso wichtiger ist es, dass der Stuttgarter sich jetzt wieder als Leitfigur und Leuchtturm einer „De-Modus-Mioisierung“ in der deutschen Popkultur positioniert, die Kunst abseits davon zulässt. Nur so kann Rap wieder Kunst werden und sich aus dem Bann der inszenierten Abschöpfungsstrategie befreien.

 

Foto: Universal Music/ Breton Carasso

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