Live

Chemnitz feiert mit Kosmos Chemnitz ein Festival für Weltoffenheit und Toleranz

Am vergangenen Donnerstag besuchten 50.000 Menschen das Kosmos Chemnitz, um gemeinsam ein Zeichen gegen Diskriminierung, Rechtsradikalismus und Rassismus zu setzen. Geschmückt wurde das kostenlose Stadtfestival durch Auftritte von Musikgrößen wie Herbert Grönemeyer, Alligatoah und Tocotronic.

Die Idee für die Veranstaltung entsprang den Geschehnissen aus dem Sommer 2018, als Chemnitz durch fremdenfeindliche Übergriffe in die Schlagzeilen geriet. Daraufhin wurde in der Stadt das Konzert „#wirsindmehr“ veranstaltet, bei dem Kulturschaffende, die Stadt Chemnitz und 60.000 Besucher gegen Fremdenhass und für ein demokratisches und solidarisches Miteinander aufriefen und einstanden. Mit Kosmos Chemnitz und #wirbleiben mehr wurde letzten Donnerstag die Fortsetzung gefeiert, um eine neue Plattform für einen offenen Diskurs und ein friedvolles Miteinander bereitzustellen.

Facettenreicher Nachmittag

Foto: Musik3000

Während vormittags vor allem Familienaktivitäten, Diskussionen, Workshops und Gesprächsrunden sowie Kunstausstellungen im Programm standen, begann am frühen Nachmittag ein facettenreiches, musikalisches Programm. Mit einer der ersten, die die Bühnen in Chemnitz bespielten war die Newcomerin Mia Morgan, die einen Tag später ihre Debüt-EP „Gruftpop“ veröffentlichte – ein kleines Prelistening für ihre Zuschauer. Diese feierten ihren Auftritt gebührend und dankten Mia Morgan am Ende mit Rosen, die nach und nach auf die Bühne flogen. Eine Anspielung auf die erste Single ihrer Karriere „Waveboy“ und ein Beweis dafür, dass Fans der ersten Stunde Teil der Menge waren.

 

Foto: Musik3000

Fast zeitgleich spielte die deutsche Singer-Songwriterin Lary auf der Hauptbühne und wusste vor allem mit ihrer beeindruckenden und kraftvollen Stimme für Gänsehaut bei den Zuschauern zu sorgen. Am frühen Nachmittag versetzte der Künstler Shelter Boy die Besucher in einen melancholischen Zustand und die Band Pabst heizte die Menge mit tanzbaren Rockmelodien ein. Trotz der noch überschaubaren Menge (was wohl Arbeitszeiten und Uhrzeit zu verdanken war), war die Menge kaum zu halten. Als Sänger Erik an dem sich anbahnenden Circle Of Death teilnehmen wollte und die Bühne verließ, konnte ihm nur eins die Show stehlen: Ein Kleinkind, das sich in die Mitte des Kreises begab und für einen magischen Moment sorgte.

Mit Van Holzen reiht sich am frühen Abend eine weitere Rockband ein, die für ihr junges Alter schon genau weiß, wie sie ihre Zuschauer in Bewegung setzen kann. Mit düsteren und anspruchsvollen Sounds schaffen sie es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Spätestens beim Auftritt von Rapper Fatoni ist klar, dass die Besucherzahl an diesem Tag nur ein voller Erfolg sein kann. Es findet sich vor der Bühne kaum noch Platz, um sich seine Show anzugucken. Von vorne bis hinten macht die Menge mit und feiert Fatoni ab – die Stimmung könnte kaum besser sein.

Besondere Momente zum Abschluss des Abends

Herbert Grönemeyer sorgt am Ende für einen Abschluss, der nicht besser hätte sein

Foto: Phillip Gladsome

können. Die Besucherzahl hat mittlerweile die 50.000 geknackt und der Blick auf die Menge ist beachtlich. Mit einem Mix aus altbekannten Hits wie „Mensch“ und „Flugzeuge im Bauch“ sowie Songs aus seinem zuletzt erschienenen Album „Tumult“ löst er riesige Begeisterung aus. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, die Botschaft des Abends an die Menge zu spreaden: Die Notwendigkeit als Gesellschaft zusammenzuhalten und in seinem Gedankengut nicht nach rechts abzudriften. „Deshalb sind wir heute hier. Um uns gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und rassistische Tendenzen einzusetzen“, so Grönemeyer. „Wir stehen heute hier auch für unser Land. Wir lassen es nicht nach Rechts ausfransen.“ Er verabschiedet nach ca. 60 Minuten 50.000 Menschen in einen Abend, der nicht hätte besser laufen können.

Foto: Musik3000

Glückspilze konnten am Ende noch einen exklusiven Überraschungs-Gig im Weltecho erleben. Gemeinsam mit den Künstlern Casper, Nura, Felly, Blvth, Pabst, Zugezogen Maskulin, Alligatoah, Linus der Profi, Karl von Kraftklub, Tarek von KIZ und Blond legt Felix Kummer eine ganz besondere Geburtstagsshow hin. In einem so kleinen Rahmen dürfen die Besucher damit einen ganz besonderen Moment erleben, den sie so schnell wohl nicht wieder vergessen werden.

 

Mit Kosmos Chemnitz repräsentierten die Veranstalter, Künstler und alle Mitwirkenden sowie 50.000 Besucher eine weltoffene Gesellschaft, die gegen Fremdenhass und für Menschlichkeit einsteht und stellt sich damit als voller Erfolg heraus.

 

(Titelbild: Philipp Gladsome)